Nein, es sind nicht einzelne Männer und deren Größenwahn, die für Kriege, aktuell den Überfall Russlands auf die Ukraine, allein verantwortlich sind. Die die Welt in Angst und Schrecken versetzen. Die die Klimakrise befeuern und sich den nötigen Veränderungen verweigern. Die Profit für wenige für wichtiger erachten als soziale und Geschlechter-Gerechtigkeit. Es ist das System Patriarchat, vertreten durch einzelne machtbesessene Männer, laufend reproduziert durch die Gesellschaft, durch Männer und Frauen, das mit seinem Festhalten an Macht und Profit die Lebensgrundlagen zerstört.
Durch die Fixierung auf Maskulinität werden Machtansprüche, Profit und Wirtschaftswachstum ins Zentrum des Denkens und Handeln gesetzt. Care, die Sorge, Fürsorge und Vorsorge für Mensch und Umwelt, wird ausgeschlossen. Das Patriarchat ist blind für Versorgungsarbeit. Stattdessen dominiert das Prinzip „Nach mir die Sintflut“. Das hat dann Krieg und Klimawandel zur Folge, im schlimmsten Fall die Zerstörung von Demokratien ebenso wie die Zerstörung natürlicher Lebensräume und Ressourcenverknappung. Insgesamt wird durch diese Blindheit für Vor- und Fürsorge das Leben auf diesem Planeten immer schwieriger, wenn nicht unmöglich gemacht.
Hergestellt werden diese patriarchalen Strukturen auch durch das „doing gender“, durch rollenkonformes Verhalten, mit dem wir uns selbst und anderen demonstrieren, welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen. Deshalb reicht auch die alleinige Forderung „Mehr Frauen in Führungspositionen“ nicht, auch wenn diese aus Gerechtigkeitsperspektive berechtigt ist und Schritte zu einer gerechteren Gesellschaft anstoßen kann. Aber ganz sicher brauchen wir Frauen, die die gewalttätigen globalen Machtsysteme hinterfragen, brauchen wir feministische Perspektiven an den Verhandlungstischen, wenn es um Frieden, Sicherheit und Klimaschutz geht.
Was wir am dringendsten brauchen ist eine Abkehr vom Patriarchat, eine Transformation zu einer Denk-, Sicht- und Orientierungsweise, die Care ins Zentrum stellt und damit die Für- und Vorsorge für Mensch, Gesellschaft und Umwelt als Maßstab an alle Entscheidungen anlegt.
Berlin, 8.3.2022