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genaNews September 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

 

In Zeiten des Krieges gegen die Ukraine und der inflationären Energiepreise hätte es viele Themen gegeben, mit den wir uns hier hätten beschäftigen können: die absurde Debatte um Laufzeitverlängerungen der verbliebenen AKWs – eine Risikotechnologie, die besonders von Frauen seit Jahrzehnten bekämpft wird. Die Gasumlage, mit der die Bevölkerung Unternehmen retten oder deren Gewinne sichern muss, die alles andere als zukunftsorientiert und geschlechtergerecht agieren. Die Kompensationspakete, die den ärmeren Bevölkerungsteilen – vor allem Frauen – wenig helfen, aber dafür auch die Reicheren, die sogenannte Mittelschicht – beglücken. Das systematische Ausklammern des ganzen Verkehrssektors – von Tempolimits bis zur Abschaffung der Subventionierung von Dienstwagen bei der Energiedebatte. Aber das alles können Sie täglich in den Nachrichten hören oder lesen – wenn auch ohne Genderperspektive.

 

Wir berichten hier wie immer über neue Projekte und Aktivitäten zu Gender, Umwelt, Klima aus dem nationalen und internationalen Raum und hoffen, damit etwas Optimismus verbreiten zu können, vor allem im Hinblick darauf, wie breit und verankert die Debatten über eine gendergerechte Umwelt- und Klimapolitik inzwischen geführt werden. Ein guter Zeitpunkt, um sich zu verabschieden.

 

Dies ist die letzte Ausgabe der genaNews in dieser Form. Wir werden den Verteiler in Zukunft noch im Einzelfall nutzen, um Informationen zu verbreiten von denen wir glauben, dass Sie sie unbedingt erfahren sollten. Neuigkeiten können Sie weiterhin auf unserer Webseite finden, z.B. in der Rubrik News, im Infopool, wo wir auch weiterhin auf Veranstaltungen hinweisen und die Ausgaben der genaNews der letzten Jahre zur Verfügung stellen oder auf den Themenseiten. Diese wie auch die anderen Seiten von genanet.de werden auch nach Auslaufen der Finanzierung Ende Oktober möglichst regelmäßig aktualisiert werden.

 

Wir danken unseren Leser*innen für ihr Interesse und wünschen allen eine Zukunft, die durch Geschlechtergerechtigkeit, Frieden, Klimaschutz und gegenseitiger Achtung bestimmt ist.

 

Ulrike Röhr und Caroline Dietrich

 

PS: Sollte der Newsletter bei Ihnen nicht korrekt angezeigt werden, lesen Sie ihn bitte auf unserer Webseite www.genanet.de/infopool/newsletter

Neues von genanet und GenderCC

Neue Themenseite zu Planen, Bauen, Wohnen

Angesichts des Klimawandels und der Steigerung der Energiepreise sind die sozialen Aspekte des Bauens und Wohnens, sowie damit verbunden der Stadtentwicklung, wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Ein Bereich, der bereits seit Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre aus Frauen-, später aus Genderperspektive bearbeitet wurde. Deshalb wundert es sehr, dass diese Aspekte in den gegenwärtigen Diskussionen keine große Rolle spielen.

 

Wir haben deshalb eine neue Themenseite, die sich mit nachhaltigem und geschlechtergerechtem Planen, Bauen und Wohnen befasst, auf unserer Webseite eingestellt. Sie soll eine Brücke schlagen zwischen den rein auf Geschlechteraspekte des Planens, Bauens und Wohnens gerichteten Erkenntnissen und Forderungen und denen, die ausschließlich auf den Umwelt- und Klimaschutz ausgerichtet sind. 

 

Ju*gend-Projekt – Jugend, Gender und Klimagerechtigkeit

Die BMU-Studie ‚Zukunft? Jugend fragen!‘ zeigt, dass für junge Menschen ökologische und soziale Anliegen zusammengehören. Jedoch ist bis auf Repräsentation von FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter, Nicht-Binäre und Trans Menschen) Gendergerechtigkeit bei vielen Jugendverbänden bisher kein Kernthema.

 

GenderCCs Projekt „Ju*gend – Jugend, Gender & Klimagerechtigkeit“ will zusammen mit Jugendverbänden ein innovatives intersektionales Tool zur Überprüfung der Genderwirkungen von Vorhaben und Maßnahmen entwickeln. Zusätzlich werden haupt- und ehrenamtliche Promotor*innen ausgebildet, die das Thema in die Verbände hineintragen. Ziel ist es, das Jugendumweltverbände Geschlechtergerechtigkeit in ihren Kampagnen, Maßnahmen und Programmen fest verankern. 

 

Im Juli 2022 fand die Auftaktveranstaltung mit Vertretung vieler Jugendorganisationen aus dem Umweltbereich in Berlin statt. Im Herbst finden zwei Workshops zur Entwicklung eines gendergerechten Tools statt. Anfang 2023 soll dann das neue Tool veröffentlicht und vorgestellt werden. 

 

Mehr Informationen und aktuelle Veranstaltungen finden Sie hier  

 

Projekt zu LGBTIQ+- und Klimagerechtigkeit

Ziel des vom Urgent Action Fund geförderten und von GenderCC durchgeführten Projektes ist es, eine LGBTIQ+-spezifische Perspektive und Wissensbasis in Bezug auf Klimapolitik zu entwickeln. Das Projekt nimmt die Frage in den Fokus, inwiefern queere Menschen von der Klimakrise und ihren Folgen sowie von Maßnahmen der Klimapolitik anders betroffen sind als nicht-queere Menschen. Innerhalb des Projektes ist ein Briefing Paper erstellt worden, das die Zusammenhänge von LGBTIQ+- und Klimagerechtigkeit aufzeigen soll.

 

Im Rahmen des Projektes findet am 23. September von 16.00- 20.00 Uhr in Berlin der Workshop ‚Queer Activism for Climate Justice‘ statt. Anhand praktischer Beispiele erfahren die Teilnehmenden, was Klimagerechtigkeit mit LGBTIQ+- und Gendergerechtigkeit zu tun hat - und was die Klimabewegung von queerem Aktivismus lernen kann. Der Workshop ist nur für FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter-, Non-Binary, Trans- und Agender-Personen) und findet in der Weiberwirtschaft Berlin (Anklamer Str. 38, 10115 Berlin, Hinterhaus 5. OG) statt. Anmeldung: info@leslefam.de

 

Für diejenigen, die sich tiefer mit dem Thema befassen wollen, empfehlen wir einen Blick in die Dissertation „Toward queer climate justice“, in der der Frage nachgegangen wird, wie Queer- und Trans-Perspektiven die Bewegung für Klimagerechtigkeit prägen und welche Hindernisse der Umsetzung einer „queeren Klimagerechtigkeit“ im Wege stehen.

 

ERASMUS+ Projekt: Gender and Climate Justice: Knowledge for Empowerment

In einem europäischen Projekt arbeiten die Kolleginnen von GenderCC ab Anfang 2023 gemeinsam mit Frauenorganisationen aus den Niederlanden, Österreich, Schweden, Bulgarien, Spanien und Dänemark daran, Materialien, Werkzeuge und Methoden zu entwickeln, mit denen das Wissen über die Beziehungen zwischen geschlechtsspezifischer Ungleichheit und der Klimakrise verbreitet werden soll.

 

Weitere Informationen werden zu Projektbeginn unter www.gendercc.net veröffentlicht, wir werden auch auf der genanet-Webseite darauf hinweisen. 

 


 

Women in the City: Stadtentwicklung als Thema bei den G7

Erstmals findet beim diesjährigen G7 Treffen auch ein Treffen der Stadtentwicklungs-Minister*innen statt. Im Vorfeld wurde dazu ein Konzeptpapier von der Bundesregierung vorgelegt, das bei ersten Arbeitsgruppentreffen (Technical Expert Group Meeting) diskutiert werden soll. Darin gibt es drei Schwerpunktthemen: 1. Frauen in der Stadt, 2. nachhaltiges Planen und Bauen und 3. sozialer Zusammenhalt und lebenswerte Nachbarschaften. Schwerpunkte beim Thema Frauen in der Stadt sind Verkehr, Frauen in kommunalen Entscheidungspositionen, Sicherheit im öffentlichen Raum und intersektionale Aspekte. Das erste Arbeitsgruppentreffen, bei dem diese drei Themen vertiefend diskutiert wurden, fand am 14. Juni statt. Das abschließende Treffen der Minister*innen fand gerade (13. und 14. September) unter der Leitung von Bundesbauministerin Geywitz statt.

 

Die Women7 hat mit einer kleinen Task Force ein Forderungspapier erstellt, mit dem das Thema etwas breiter angegangen wird, u.a. indem zusätzlich Forderungen nach Ausbau der Care-Infrastrukturen gestellt werden. Auch wird die Umsetzung von integrativen und innovativen Stadtplanungsprozessen gefordert, die kolonialen und patriarchalischen Kontinuitäten und der Trennung nach sozio-ökonomischem Status entgegenwirken, oder der Ausbau der dezentralen, erneuerbaren Energieversorgung, an der Frauen in der gesamten Produktionskette beteiligt werden. Das Papier kann hier heruntergeladen werden.

 

Vom 13. bis 14. Oktober 2022 findet das Treffen der G7 Gleichstellungsminister*innen statt. Im Vorfeld und parallel wird es auch ein großes Treffen der W7-Advisers geben, das am 14. Oktober mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung „We are here, we are loud! United against the backlash” im SchwuZ in Berlin endet. Weitere Informationen dazu auf unserer Veranstaltungsseite.

 


 

Nachhaltigkeit braucht Feminismus

Ohne Frauen und Mädchen zu empowern werden die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen nicht zu erreichen sein. Das war die zentrale Aussage der deutschen Delegation beim diesjährigen UN-Nachhaltigkeitsgipfel, der sich mit dem Stand der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele befasste.

 

Der deutsche Rat für nachhaltige Entwicklung berichtet auf seiner Webseite von einer hochrangig besetzten Diskussionsrunde, die von der deutschen Delegation auf dem Gipfel veranstaltet wurde. Angesprochen werden die Wirkungen der Pandemie, von Armut und Gewalt sowie die Bedeutung von Bildung auf das Leben von Frauen und den Kampf gegen die Klimakrise. Ideen für eine bessere Welt seien da, doch die Welt sei nicht auf dem Pfad für Geschlechtergerechtigkeit bis 2030, sondern bewege sich eher rückwärts.

 

Deutlich gemacht wird auf der Veranstaltung, dass ohne Geschlechtergerechtigkeit die SDGs nicht zu erfüllen sind: Frauen werden gebraucht, um die Transformation zu schaffen. Deshalb bleibe nichts anderes übrig, so die Moderatorin der Veranstaltung, als selber hart an der Veränderung zu arbeiten.

 

Ok, aber was sollen die Frauen noch alles machen? Ist hier nicht vielmehr die Politik gefragt?

 

Zur Meldung 

 


 

Wege in eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft

Auch der Deutsche Frauenring e.V. befasst sich auf seinem diesjährigen Bundesfachseminar mit der Thematik. „Klima – Gerechtigkeit. Genderperspektiven für eine nachhaltige Zukunft“. Es sollen Wege in eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft in den Blick genommen und öffentlich gemacht werden. Die Veranstaltung findet digital am 14. und 15. Oktober statt.

 

Zum Jahrestag seiner Gründung ehrt der Fraurenring in jedem Jahr Frauen, die sich besonders für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen. Dieses Jahr wird das Prof. Dr. Maja Göpel sein, die auch beim oben erwähnten Bundesfachseminar referieren wird. Aller Ehren wert, ohne Frage. Wir freuen uns auf ihren Einsatz für die Gleichstellung der Geschlechter.

 

Weitere Informationen unter Aktuelles auf der Webseite des Frauenringes

 


 

Feministische Außen-, Entwicklungs- und Umweltpolitik. Transformative Ansätze oder leere Worte?

Die Ampelkoalition verspricht in ihrem Koalitionsvertrag, die Außenpolitik feministisch zu gestalten. Wenig später zieht das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nach und verspricht eine feministische Entwicklungspolitik, gefolgt vom Bundesumweltministerium mit feministischer Umweltpolitik. Aber was verstehen die Ministerien darunter, ihre Politik feministisch zu gestalten und wie wird das umgesetzt? Da bleibt vor allem das Umweltministerium merkwürdig vage und verweist vor allem auf den Globalen Süden und die Gender Action Pläne von UNFCCC (Klimarahmenkonvention) und CBD (Biodiversitätskonvention).

 

Die beiden anderen Ministerien arbeiten gemeinsam mit Expert*innen aus der Zivilgesellschaft an der Ausgestaltung der Konzepte. Auch von Seiten verschiedener Organisationen gibt es Stellungnahmen und konzeptionelle Überlegungen dazu. Gemeinsam ist allen die Kritik am eingrenzenden Ansatz “Repräsentanz, Rechte und Ressourcen“ ergänzt um „Diversität“ oder „Intersektionalität”. Eine feministische Politik bedeute aber eine Abkehr von vielen Politikkonzepten, so z.B. das Gunda-Werner-Institut der Heinrich-Böll-Stiftung.

 

Und damit stellt sich die grundsätzliche Frage, ob feministische Politik wirklich in den Strukturen und unter den politischen Zwängen von Ministerien umgesetzt werden kann. Wir sind hin- und hergerissen zwischen der Freude darüber, dass der Feminismus es jetzt bis auf die ministerielle Führungsebene geschafft hat – befürchten aber gleichzeitig eine Verwässerung des Begriffs und der zugegebenermaßen sehr diversen Konzepte und Ansätze zu Feminismus. Hier heißt es jetzt erstmal abwarten. Aber vor allem müssen den Worten jetzt Taten folgen, nicht nur im Globalen Süden, auch hier bei uns. Darauf sind wir freudig gespannt.

 

Wer sich schnell einen Eindruck verschaffen will: Wir haben die Informationen, die auf den Webseiten der Ministerien zu dieser Thematik verfügbar sind, zusammengestellt und um die zivilgesellschaftlichen Stellungnahmen ergänzt. Das Papier ist hier verfügbar. 

 


 

Aus Fehlern lernen: Frauen im Bergbau. Das Beispiel Australien

Die Energiebranche ist bekanntermaßen eine besonders männerdominierte MINT-Branche, die gerade massiv expandiert. Deshalb muss sichergestellt werden, dass diese Expansion nachhaltig – und das heißt auch geschlechtergerecht von statten geht. Lernen kann und muss sie aus den Fehlern des Bergbaus und der Industrie für fossile Brennstoffe in Australien.

 

Australische Daten aus dem Jahr 2021 zeigen, dass im Bergbausektor auf den unteren Ebenen ein relativ ausgeglichenes Geschlechterverhältnis besteht, mit einem Frauenanteil von etwa 40 % der 20- bis 27-Jährigen. Dieses Geschlechterverhältnis bleibt jedoch nicht lange bestehen: ab dem Alter von 28 Jahren beginnt der Frauenanteil kontinuierlich zu sinken, in der Altersgruppe der 56- bis 59-Jährigen sind weniger als 15 % der Beschäftigten Frauen. Diese Zahlen haben sich in den letzten 15 Jahren kaum verbessert.

 

Gründe dafür, dass Frauen die Bergbauindustrie verlassen, liegen u.a. in den sexuellen Übergriffen und Belästigungen, die in dieser Branche schon fast an der Tagesordnung sind: 28 % der Frauen bei Rio Tinto – einem der größten australischen Bergbauunternehmen – wurden in den letzten 5 Jahren sexuell belästigt oder wurden Opfer einer tatsächlichen oder versuchten Vergewaltigung oder eines sexuellen Übergriffs. Untersuchungen ergaben, dass sexuelle Belästigung in der gesamten Branche weit verbreitet ist, begünstigt durch Machtungleichgewichte und noch verschärft durch hohen Alkoholkonsum. Frauen, die versuchten, Belästigungen und Übergriffe anzuzeigen, wurden schikaniert und bedroht oder verloren ihren Arbeitsplatz. Ebenso erschweren die systematischen Vorurteile gegen Frauen es ihnen, beruflich voranzukommen. Diese Vorurteile wirken sich negativ auf alle Entscheidungen aus, die über Frauen im beruflichen Kontext getroffen werden, einschließlich Einstellung, Beförderung, Auszeichnungen, Wert ihrer Arbeit.

 

Die Forschung zeigt, dass ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis zu besseren wirtschaftlichen Leistungen und Ergebnissen sowie zu mehr Innovation führt. Das setzt aber voraus, dass die Branche aus den genannten Fehlern lernt und einen sektorweiten, systematischen Wandel in Gang setzt.

 

Zusammengefasst aus The Conversation 

 


 

Towards a gender-just energy transition in the European Union

Die Bachelorarbeit von Emily Victoria Grönefeld, Universität Münster und University of Twente, geht der Frage nach, inwieweit die Nationalen Energie- und Klimapläne (NECP) eine geschlechtergerechte Energiewende in der Europäischen Union befördern. Analysiert werden in der Arbeit die NECPs von Schweden, Deutschland und Rumänien aus einer ökofeministischen Perspektive.

 

Frühere Forschungen haben gezeigt, dass die Umwelt- und Energiepolitik in der EU geschlechtsblind ist, wodurch die bestehenden Ungleichheiten und Machtstrukturen im Energiesektor und in den Umweltinstitutionen verstärkt werden. Der Energiesektor ist für über 40 % der CO2-Emissionen in der EU verantwortlich, weshalb der Übergang zu erneuerbaren Energien eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung des Klimawandels spielt. Damit der Übergang für alle Menschen inklusiv ist und alle gleichermaßen davon profitieren, müssen die geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Zugang zu und Verbrauch von Energie berücksichtigt werden. Aber keiner der drei NECP erwähnt Geschlechteraspekte in seinen Zielen für den Übergang. Folglich fördern die analysierten NECPs auch keinen geschlechtergerechten Übergang in der Europäischen Union.

 

Das FEMM-Committee, der Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter des Europäischen Parlaments, lässt aktuell eine Gender-Analyse des Fit für 55-Pakets der EU durchführen und Empfehlungen entwickeln. Eine mögliche Empfehlung könnte sein, die Mitgliedsstaaten dazu aufzufordern, in ihre NECPs eine Genderperspektive zu integrieren. 

 


 

Studie des UBA zu Gender in Forschungsförderung und Verbändeförderung

Das Umweltbundesamt (UBA) hat zwei seiner Förderbereiche aus Genderperspektive evaluieren lassen: die Ressortforschung und die Verbändeförderung. Im Bereich des Ressortforschungsplans werden quantitative Gleichstellungsaspekte und qualitative Gender-Aspekte abgeschlossener Forschungsprojekte betrachtet. Im Bereich der Verbändeförderung werden ausgewählte Projektanträge auf die Erfüllung von Vorgaben zu Geschlechteraspekten evaluiert. Basierend auf den Ergebnissen werden für beide Bereiche Handlungsempfehlungen für eine wirksamere Umsetzung von Maßnahmen und Instrumenten zum Gender Mainstreaming im UBA gemacht. Ein zentraler Befund der Studie ist: Es mangelt nicht an Wissen und Instrumenten zur Integration von Gender-Aspekten in der Forschungsförderung und der Verbändeförderung; die identifizierten Lücken sind vor allem auf eine geringe Umsetzungswirkung bestehender Regelungen zurückzuführen (aus der Kurzbeschreibung).

 

Regina Frey: „CHANCE“ – Chancengleichheitsmonitoring der UBA Forschungsförderung durch Gender-Evaluierung des Ressortforschungsplan und Evaluierung der Genderkriterien und ihrer Erfüllung in der UBA Verbändeförderung zur Umsetzung von Gender Mainstreaming. UBA Texte 64-2022. 

 

Download der Studie als PDF 

 


 

Sozialökologische Transformation und Gender – (Re)Visionen einer Debatte

Wir freuen uns sehr darüber, dass sich im Frühjahr 2023 nach langer Zeit mal wieder ein Heft der Politischen Ökologie mit Gender befasst.

 

Zur Erinnerung und Einordnung: die Politische Ökologie erscheint seit gut 30 Jahren mit drei bis vier Heften pro Jahr. Das 1. Gender-Heft erschien 1994 als Sonderheft 6 und befasste sich mit Vorsorgendem Wirtschaften: „Frauen auf dem Weg zu einer Ökonomie der Nachhaltigkeit“, das zweite Heft (Nr. 70 der PÖ) erschien sieben Jahre später unter dem Titel „AGender21“. Dazwischen gab es hin und wieder Beiträge zu den jeweiligen Heftschwerpunkten aus Frauen-/Genderperspektive, die allerdings im Laufe der Jahre immer weniger wurden. Nun also, 22 Jahre nach Erscheinen des 2. Heftes, erwartet uns das dritte Heft mit dem Arbeitstitel: "Sozialökologische Transformation und Gender – (Re)Visionen einer Debatte“, mit dem Bilanz gezogen und nach vorne geschaut werden soll. Wir sind sehr gespannt darauf.

 

Herausgegeben wird es wie immer vom oekom-Verlag, Mitherausgeber ist das UBA in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe GENAU*T der Fachgesellschaft Geschlechterstudien. 

 


 

Powerflowers: Biotope der feministischen Naturwissenschafts- und Technikforschung

In den 1980er- und 1990er-Jahren vernetzten sich Nachwuchswissenschaftlerinnen der Natur- und Technikwissenschaften in autonomen Arbeitskreisen, um sich gegenseitig zu unterstützen und um ihre Fächer aus einer feministischen Perspektive kritisch zu reflektieren und zu verändern. Im Kontext der Frauenbewegung entwickelten sie kollektive Arbeitsformen. Die Bedingungen und Möglichkeiten der Gender Studies haben sich inzwischen verändert und viele feministische Naturwissenschafts- und Technikforscher*innen arbeiten heute nicht mehr in derartigen Arbeitskreisen, engagieren sich aber weiterhin für diesen Bereich. Anhand von ausgewählten frühen und jüngeren Arbeitskreisen erinnert dieser Beitrag an diese Ursprünge, skizziert deren Arbeitsformen und argumentiert, dass sich die aktuellen feministischen Naturwissenschafts- und Technikforscher*innen stärker innerhalb der Hochschulstrukturen verorten und einen weniger revolutionären, zunehmend akademischen Subjektstatus annehmen, ohne die Wissenschaftstransformation aufzugeben. (Abstract des Beitrags)

 

Smillo Ebeling (2022). Powerflowers: Biotope der feministischen Naturwissenschafts- und Technikforschung in: GENDER Heft 2/2022, S. 103–117.

 


 

Neue Beiträge auf dem Gender Blog der HU

Aufmerksam machen möchten wir auch auf zwei neue Beiträge auf dem Gender Blog der Humboldt-Universität Berlin. Beide beschreiben Forschungsprojekte, die aktuell an der HU laufen. Der erste Beitrag plädiert für einen feministischen Ansatz bei der Forschung über Commons und befasst sich dabei mit dem urbanen Wohnen in Gemeinschaften.

 

Der Frage, welche Rolle Geschlecht im Verbraucher*innenschutz spielt, geht der zweite Beitrag nach. Das hier beschriebene Forschungsprojekt beschäftigt sich damit, inwiefern das deutsche Verbraucher*innenrecht sensibel für geschlechtsbezogene Diskriminierung und asymmetrische Machtverhältnisse ist, welche Positionen Frauenorganisationen im aktuellen Verbraucher*innenschutz einnehmen und inwiefern feministische Bündnisse Anschluss an Debatten der Verbraucher*innenpolitik suchen.  

 


 

Caring Societies – Sorgende Gesellschaften. Neue Abhängigkeiten oder mehr Gerechtigkeit?

Im Fokus dieses neu erschienen Sammelbandes stehen die Auseinandersetzungen mit der Sorgekrise in ihren Verflechtungen mit der sozialen und ökologischen Krise sowie Ansätze zu ihrer Bewältigung. Dabei werden die Möglichkeiten, eine zukunftsfähige und gerechte Versorgung zu entwickeln, vor allem aus drei Perspektiven betrachtet: Caring Policies, Caring Economy und Caring Commons. Der vierte Teil enthält ein Sorge-Glossar mit Erklärungen der für sorgende Gesellschaften zentralen Begriffe. 

Das Buch ist im open access hier erhältlich. 

 

Wer mehr wissen möchte, kann am 27. September 2022 um 14 Uhr bei einer digitalen Buch-Vernissage dabei sein: wu-ac-at.zoom.us/j/93859904221 (Meeting-ID: 938 5990 4221; Kenncode: 844040) 

 


 

Impressum

genanet - Leitstelle Gender, Umwelt, Nachhaltigkeit

c/o GenderCC - Women for Climate Justice e.V.

Anklamer Str. 38

10115 Berlin

Redaktion: Ulrike Röhr

leitstelle@genanet.de

www.genanet.de

 

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