NEWSLETTER

genaNews März 2018

Liebe Leserinnen und Leser,

 

Nach längerer Zeit erscheint nun endlich wieder ein Newsletter, mit dem wir über Neues aus den Forschungsprojekten und Politikprozessen berichten, an denen wir aktuell beteiligt sind. Aber wie immer berichten wir auch, was uns darüber hinaus an Informationen zugegangen ist. Dabei fällt auf, dass Vernetzungen offensichtlich wieder hoch im Kurs stehen – das freut uns. Ob es um Forschung im Bereich Gender und Nachhaltigkeit geht, um junge Wissenschaftler*innen oder um Feminismus und Degrowth – gemeinsam sind wir stärker.

 

Das zeigte sich auch bei der Entwicklung des Gender-Aktionsplans für die UN Klimarahmenkonvention und deren Folgeabkommen. Ohne die Aktivistinnen, die in der Women & Gender-Constituency (WGC) zusammengeschlossen sind, wäre es vermutlich nie dazu gekommen. Ob der Aktionsplan allerdings wirklich einen Schritt nach vorn bedeutet oder doch eher ein Abschieben auf ein Abstellgleis ist, wird sich erst in der Zukunft erweisen. Lisa Göldner von GenderCC, die die letzte Verhandlungsrunde in Bonn für die WGC verfolgt und sich in vielen Gesprächen mit Verhandler*innen dafür eingesetzt hat, gibt eine Einschätzung dazu ab.

 

Interessant fanden wir auch eine amerikanische Studie die sich damit befasst, warum Männer sich tendenziell weniger umweltschonend verhalten. Die Empfehlung, dass Umweltschutz stärker durch männliche Attribute beworben werden muss, um ihm den Nimbus des Weiblichen zu nehmen, teilen wir allerdings nicht. Lesen Sie weiter unten mehr dazu.

 

Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den hoffentlich baldigen (nicht nur kalendarischen) Frühling und viele Aha-Momente beim Lesen.

 

Ulrike Röhr & Lisa Göldner


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Ansonsten müssen wir diesen Service leider zum Ende des Jahres 2018 einstellen.


 

Interdependente Genderaspekte der Bedürfnisfelder Mobilität, Konsum, Ernährung und Wohnen als Grundlage des urbanen Umweltschutzes

Vor dem Hintergrund des stetigen Trends zur Urbanisierung und aktueller Entwicklungen der Geschlechterverhältnisse in der Gesellschaft liegt der Fokus dieses Forschungsprojektes auf deren Wechsel- und Auswirkungen für den urbanen Umweltschutz. Rollenspezifische Verhaltensweisen und Zuständigkeiten, wie zum Beispiel die ungleich verteilte Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern, unterschiedliche Einkommensverteilung oder auch geschlechtsspezifische Konsum- und Ernährungspraktiken sind hierbei maßgeblich.

 

Aufgabe des Projekts ist es, den Wissensstand zu Geschlechtsspezifika der Bedürfnisfelder Mobilität, Bekleidung, Ernährung und Wohnen sowie in den Querschnittsfeldern Digitalisierung und gemeinschaftlicher Konsum für den urbanen Umweltschutz zu aktualisieren und im Vergleich zum ländlichen Raum zu überprüfen. Daraufhin sollen Programme und Maßnahmen (wie z. B. Habitat III, New Urban Agenda, SDGs) mit Bezug zur Stadtentwicklung und -förderung einer Gender-Analyse unterzogen werden, um Forschungsempfehlungen abzuleiten, die fachgebietsübergreifende Arbeitsgruppe „Urbaner Umweltschutz“ am UBA zu beraten und dazu beizutragen, ein umweltgerechteres und ressourcenschonenderes Handeln von unterschiedlichen Gruppen von Männern und Frauen im urbanen Raum zu ermöglichen.

 

Das Projekt wird im Auftrag des Umweltbundesamtes/Bundesumweltministeriums in einem Kooperationsverbund von ISIconsult, GenderCC – Women for Climate Justice und dem artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit an der Uni Bremen durchgeführt und läuft bis Oktober 2019.

 

Weitere Informationen


 

Stand des Forschungsprojektes zu Gender und Klima

Der erste Zwischenbericht des Forschungsprojektes Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik, in dem die Ergebnisse des Literaturreviews vorgestellt werden, die Implikationen internationaler Vereinbarungen zu Gender für die nationale Politik analysiert und eine erster Schritt in Richtung einer Portfolioanalyse der Klimapolitik aus Genderperspektive gemacht wird, wird jetzt vom Umweltbundesamt veröffentlicht. Wir freuen uns, dass er damit auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Sie finden ihn auf auf der Website des Umweltbundesamtes

Eine Kurzfassung der wichtigsten Ergebnisse des Literaturreviews erscheint in der Ausgabe 2/2018 (voraussichtlich Juni) der GENDER – Zeitschrift für Geschlechterstudien, die Zwischenergebnisse des Gesamtprojektes in der Mai-Ausgabe der Beilage der Zeitschrift Das Parlament „Aus Politik und Zeitgeschichte“.

 

Der Bericht zum zweiten Arbeitspaket des Forschungsprojektes befasst sich mit der Weiterentwicklung des Gender Impact Assessment (GIA) und dessen Anpassung an die Themen Klimaschutz und Klimaanpassung. Der dafür entwickelte Fragenkatalog basiert auf den im Forschungsprojekt zusammengeführten bzw. weiterentwickelten Genderdimensionen, die ebenfalls im Bericht vorgestellt werden. Der Bericht ist aktuell im Abstimmungsprozess mit dem UBA.

 

Hinweisen möchten wir an dieser Stelle auch auf die vom UBA publizierte „Auswahlbibliografie Gender, Geschlechterforschung, Geschlechtergerechtigkeit“, die hier herunterzuladen ist


 

Entwickelt sich Kanada zum Vorreiter bei Geschlechtergerechtigkeit?

Kanada steht hinsichtlich seiner Politik gegenüber indigenen (vor allem) Frauen in der Kritik, auch die Bewilligung einer Pipeline durch indigenes Land begeistert uns nicht gerade, wohl aber, dass die Umsetzung eines Impact Assessments im Rahmen der Energieregulierung gesetzlich vorgeschrieben ist. Geguckt wird dabei nicht nur auf die Umweltwirkungen, sondern auch darauf, wie die Projekte Gemeinden, die Gesundheit, Jobs und die Wirtschaft langfristig beeinflussen – und es wird eine Genderanalyse vorgeschrieben. Mehr darüber können Sie hier erfahren, das entsprechende Gesetz in voller Länge ist hier verfügbar. 

 

Auch für das kanadisch-chinesische Handelsabkommen hat Kanadas Premierminister Trudeau Kapitel zu Gender, Umwelt, Arbeit(-skultur) eingefordert. Die prompte Reaktion der Wirtschaftspresse: Der Premierminister ist besessen von Themen, die keine Verbindung zu den Prinzipien des Freihandels und keinen Platz im Freihandel haben, wie Arbeitsrichtlinien, Gender und Umweltgesetze. Hoffen wir, dass Trudeau wenigstens dabei stark bleibt.

 

Ebenso wie deutsche (siehe den vorangegangenen Beitrag) befassen sich auch kanadische Forschungseinrichtungen mit den Verbindungen zwischen Frauen/Gender und Klimawandel. “Women and Climate Change Impacts and Action in Canada. Feminist, Indigenous, and Intersectional Perspectives” ist der Titel einer brandneu erschienenen Studie, die, auch das ähnlich wie in unserem Forschungsvorhaben zu Gender und Klima, die Ergebnisse eines Literaturreviews vorstellt mit Fokus auf Kanada/Nordamerika und vor allem auf die konzeptionellen Ansätze und deren Bedeutung für die Situation in Kanada.


 

Der erste Gender-Aktionsplan zur Klimarahmenkonvention

Bei den 23. internationalen Klimaverhandlungen (COP23), die im vergangenen Jahr und unter der Präsidentschaft von Fidschi in Bonn stattfanden, wurde eine Entscheidung getroffen, die einen Meilenstein in den langjährigen Bemühungen um eine Integration von Gender in die internationale Klimapolitik darstellt: der erste Gender-Aktionsplan unter der Klimarahmenkonvention (UNFCCC).

 

Der Gender-Aktionsplan definiert fünf so genannte Priority Areas und umfasst 16 konkrete Aktivitäten für die kommenden zwei Jahre. Darunter sind Workshops für Verhandler*innen über die Entwicklung gendergerechter Klimapolitiken, -pläne und -programme, die Förderung von Reisefonds zur Unterstützung weiblicher Delegierter aus Ländern des Global Südens sowie die Durchführung eines Dialogs im Ständigen Finanzausschuss (Standing Committee on Finance) zur Frage, wie Frauen- und Genderorganisationen bzw. Klimaprojekten mit Genderfokus der Zugang zu Finanzmitteln erleichtert werden kann. Gemeinsam sollen diese Aktivitäten die Umsetzung der verschiedenen UNFCCC Entscheidungen und Mandate zu Gender vorantreiben. Einige wurden bereits vor mehreren Jahren auf den Weg gebracht, bislang jedoch nur unzureichend umgesetzt. Der Gender-Aktionsplan erkennt somit an, dass bisher nur geringe Fortschritte in Richtung der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen am UNFCCC-Prozess und der Entwicklung und Umsetzung geschlechtergerechter Klimapolitiken und -maßnahmen erzielt worden sind. Er ist sein wichtiger Schritt zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im internationalen Klimaprozess und birgt das Potenzial, durch Berichterstattung, gegenseitigen Austausch und das Aufzeigen guter Beispiele Staaten dazu anzuregen Prozesse und Instrumente zu entwickeln, um Genderaspekte in ihrer Klimapolitik (besser) zu berücksichtigen und dadurch weiter zu institutionalisieren. Die Herausforderung wird – wie immer bei den Genderbeschlüssen im internationalen Klimaprozess – jedoch die Umsetzung sein. Einen weiteren Genderbeschluss, der ausschließlich auf dem Papier existiert, aber die tatsächliche Klimapolitik in keinster Weise beeinflusst, können wir uns einfach nicht mehr leisten und würde den Agendapunkt Gender und Klima zur Beschäftigungstherapie bzw. zum Abstellgleis für genderinteressierte Mnisteriumsmitarbeiter*innen und Frauen-/Genderorganisationen verkommen lassen. Damit die Länder ihre Versprechen einhalten können, bedarf es darüber hinaus jedoch auch großzügiger Finanzspritzen, um die notwendigen Mittel für die einzelnen Aktivitäten des Aktionsplans aufzubringen.

 

GenderCC und LIFE e.V. haben eine gemeinsame Stellungnahme (auf Englisch) zur COP23 veröffentlicht. Gotelind Alber schilderte außerdem in einem Artikel in der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften den Weg zum Gender Aktionsplan und Linda Ederberg berichtete von den Klimaverhandlungen in einem Beitrag für eine Ausgabe der Frauen*solidarität zum Thema Frieden & Nachhaltigkeit.


 

EU Parlament verabschiedet Bericht zu Frauen, Gleichstellung der Geschlechter und Klimagerechtigkeit

Im Januar hat das Europäische Parlament einen Bericht des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter zu 'Frauen, Gleichstellung der Geschlechter und Klimagerechtigkeit' angenommen. Dieser zeigt auf, wie sich der Klimawandel strukturell bedingt überproportional auf Frauen auswirkt und hebt die Bedeutung von Frauen für eine Transformation hin zu einer Energieversorgung aus ausschließlich sauberen, sicheren und erneuerbaren Energien hervor. Wir hoffen, dass der Bericht ein wirksames Instrument wird, um die Entwicklung von geschlechtergerechten Klima- und Energiepolitik in den EU-Mitgliedstaaten voranzutreiben. Zumindest wird er Nichtregierungsorganisationen erleichtern in den einzelnen Ländern dafür zu plädieren und Regierungen zu ermahnen Genderaspekte in ihre klimapolitischen Politiken, Programme und Projekte zu verankern.

Der Bericht ist hier verfügbar. Weitere Hintergrundinformationen finden Sie hier auf der Webseite des Europäischen Parlaments.


 

Konstituierende Sitzung der Arbeitsgruppe GENAU*T Geschlechterverhältnisse, Nachhaltigkeit, Umwelt, Transformation in der Fachgesellschaft Geschlechterstudien

Die Verbindungen zwischen Geschlechterverhältnissen und Umweltveränderungen, zwischen Care-Ökonomie und nachhaltigem Wirtschaften, zwischen gesellschaftlicher Gerechtigkeit und Naturnutzung, zwischen Männlichkeitskonzepten und Klimawandel oder auch die intersektionellen Bezüge etwa bei der Energiewende, beim nachhaltigen Konsum, in den Handlungsfeldern Land- und Forstwirtschaft, Wohnen und Mobilität werden nach wie vor im Mainstream der Nachhaltigkeitsforschung (zu) wenig beforscht und auf der politischen Ebene (zu) wenig berücksichtigt.

 

In der Arbeitsgruppe GENAU*T sollen diese Zusammenhänge im Zentrum stehen. Die AG soll sowohl der Vernetzung innerhalb der Wissenschaft sowie nach außen in die politische Praxis als auch des wissenschaftlichen Austausches über Inhalte und Methoden im Bereich der genderorientierten Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung dienen.

 

Interessierte sind herzlich zur konstituierenden Sitzung am 8. März, 11:00 - 17:30 Uhr an der Leuphana Universität (Lüneburg) und zur Mitarbeit eingeladen.

Anmeldung bitte per Email an Daniela Gottschlich

 

Weitere Informationen und Programm


 

Das GeNaWerk blickt auf ein produktives Jahr zurück

Das GeNaWerk, das Netzwerk für junge* Menschen, die sich in akademischen und nicht-akademischen Kontexten mit den Zusammenhängen von Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit beschäftigen, blickt auf ein aufregendes Jahr 2017 zurück.

Es fanden zwei Treffen statt: Im März 2017 trafen sich die Mitglieder ein Wochenende lang auf einem Bauernhof in Lübeck. Auf dem Programm stand die Weiterentwicklung und Verstetigung des GeNaWerks und die Entwicklung gemeinsamer Aktivitäten für das Jahr 2017. Außerdem wurden die Forschungsvorhaben einzelner Mitglieder diskutiert. Im Oktober fand ein weiteres 2-tägiges Netzwerktreffen in Berlin statt. Dabei ging es um einen Rückblick auf unsere Arbeit in 2017 und eine Reflektion über unsere bisherige Zusammenarbeit. Außerdem wurden Ideen für das Jahr 2018 gesammelt. Natürlich stand auch wieder die Diskussion von Promotionsvorhaben, -projekten und Abschlussarbeiten auf dem Programm.

 

Auch 2018 haben wir uns wieder viel vorgenommen. Unter anderem soll ein Einführungsvortrag zu Gender & Nachhaltigkeit entwickelt werden, der dann als Grundlage oder Einstieg für verschiedene Veranstaltungen, die selbstständig von den Mitgliedern organisiert werden können, dienen soll. Außerdem wollen wir einen Flyer und ein eigenes Logo entwickeln.

Weitere Informationen


 

Geschlechtergerechtigkeit in der Degrowth-Bewegung

Auch für die Degrowth-Bewegung gilt: Um ihr Ziel einer gerechten sozial-ökologischen Transformation nicht zu verfehlen, muss sie Geschlechtergerechtigkeit als Querschnittsaufgabe integrieren. Bisherige Forschung zeigt, dass Akteur*innen der Degrowth-Bewegung zwar eine generelle pro-feministische Einstellung teilen, (öko)feministische Überlegungen innerhalb der grundsätzlichen Konzeptionen der Degrowth-Bewegung jedoch keine Berücksichtigung finden. Und dies, obwohl feministische Wachstumskritik große Schnittstellen mit dem Konzept Degrowth besitzt und als wichtige Inspirationsquelle dienen kann, um neue Verständnisse von Wohlstand und Lebensqualität in gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen zu erschaffen. Das ungenutzte Potenzial dabei: Die Geschlechterperspektive könnte die Degrowth-Bewegung darin bestärken, Wachstumszwänge als herrschaftlich über Mensch und Natur zu begreifen und somit eine emanzipatorische sozial-ökologische Transformation bekräftigen.

 

In ihrer Masterarbeit hat Anna Holthaus. Mitgründerin des GeNaWerks, anhand von Expert*inneninterviews mit feministisch engagierten Akteur*innen der deutschen Degrowth-Bewegung die Relevanz und Integration von Genderaspekten in der deutschen Degrowth-Bewegung analysiert. Ihre Ergebnisse hat sie in einem Artikel im Degwroth Blog zusammengefasst, der hier verfügbar ist.


 

Gründung der Allianz für Feminismus und Degrowth (FaDa)

Wer direkt aktiv werden möchte, um sich für eine bessere Verknüpfung feministischer Kämpfe und der Degrowth-Bewegung zu engagieren, kann sich der im vergangenen Jahr neu gegründeten Feminisms and Degrowth Alliance (FaDA) anschließen. FaDa ist ein Netzwerk, derzeit in Form einer Mailingliste, um die gemeinsamen Potentiale der beiden Bewegungen zu entfalten und ihre Allianz zu fördern. Die Hauptziele des Netzwerks sind der Austausch von Informationen, der Kontakt mit anderen und die Förderung einer FaDA-Agenda. Diese Initiative zielt darauf ab, die Widerspiegelung von Unterschieden, Widersprüchen und Grenzen zu fördern und Konvergenzen, Potenziale und Strategien der Allianz zwischen Feminismus und Degrowth zu erforschen und zu vertiefen.

 

Um sich in die Mailingliste einzutragen reicht eine Email an fada-subscribe(at)lists.riseup.net

Weitere Informationen (auf Englisch) zur Gründung des Netzwerkes und seinen Zielen, finden Sie hier.


 

Neues Forschungsnetzwerk „Well-being, Ecology, Gender and cOmmunity-Innovative Training Network (WEGO-ITN)” gegründet

Als erstes internationales Netzwerk für feministische politische Ökologie will WEGO-ITN durch innovative Forschungsprojekte lokale Gemeinschaften dabei unterstützen, resilienter, gerechter, nachhaltiger und dadurch zukunftsfähiger zu werden. Ziel ist es, Forschung zu leisten, die politischen Entscheidungsträger*innen aufzeigt, wie sich Gemeinschaften aktiv für ihre Umwelt und ihr Wohlergehen einsetzen und sorgen. Letztendlich sollen dadurch Empfehlungen für Strategien für mehr Resilienz und Nachhaltigkeit entwickelt werden, die zum Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) dringend erforderlich sind.

 

WEGO-ITN setzt sich zusammen aus wissenschaftlich arbeitenden Aktivist*innen mit Interesse an feministische politischen Ökologie von insgesamt 10 wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland, Italien, Schweden, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich und acht weiteren Institutionen aus Australien, Indien, Indonesien, Italien, Uruguay und den USA.

 

Das WEGO Projekt wird offiziell am 8. März 2018 mit einer Antrittsvorlesung von Prof. Wendy Harcourt starten und hat eine Laufzeit bis Januar 2022.

 

Weitere Informationen


 

Umweltschutz vs. Männlichkeit

In einer 2016 veröffentlichten Studie zeigte ein Team aus Forscher*innen rund um den Psychologen James Wilkie, dass umweltfreundliches Verhalten als unmännlich gilt. Mittels zahlreicher Experimente mit 2.000 Probanden aus den USA und China konnten die Forscher*innen nachweisen, dass umweltfreundliches Verhalten und umweltfreundliche Produkte tendenziell mit Weiblichkeit assoziiert werden. So stuften die Befragten beispielsweise Menschen, die mit einer wiederverwendbaren Einkaufstasche in den Supermarkt gingen als feminin ein, während der Griff zur Plastiktasche eher als männlich wahrgenommen wurde – egal, ob es sich bei der Person um einen Mann oder eine Frau handelte.

 

In einem anderen Experiment ließ Wilkie eine Gruppe von Männern mit einem pinkfarbenen Gutschein einkaufen, eine andere Gruppe mit einem Standard-Gutschein. Die Gruppe mit dem pinkfarbenen Zahlungsmittel griff bei den Produkten auf dem Einkaufszettel mehrheitlich zu den umweltschädlichen „männlichen“ Produkten, während die andere Gruppe die nachhaltigeren Varianten wählte. Der Forscher schloss daraus, dass die Männer mit dem pinkfarbenen Gutschein durch die Farbe Pink in ihrer Männlichkeit verunsichert waren und diese Verunsicherung mit einem sehr „männlichen“ Einkauf kompensieren wollten. Die Probanden der anderen Gruppe hätten dagegen mit einem unbelasteten Unterbewusstsein die Produkte gewählt, die sie vernünftigerweise für die bessere Entscheidung hielten.

 

Zahlreiche Zeitschriften und Nachrichten griffen die Ergebnisse der Studie auf - darunter sogar die populäre Männerzeitung MAXIM, die den Artikel mit „Come on, guys“ untetitelte. Im Januar berichtete nun auch die Brigitte, die meistgelesenste Frauenzeitschrift in Deutschland, darüber und verkündete: „Rätsel gelöst: Männer schädigen die Umwelt – weil das ‚männlich‘ ist“.

 

Wilkie und seine Forscherkolleg*innen sehen die Lösung des Problems im Marketing und appellieren an Veränderungen in der Vermarktung, um Männer zum Kauf umweltfreundlicher Produkte zu motivieren. In einem der Experimente konnten sie nämlich nachweisen, dass Männer bereitwilliger für Spenden an eine Umweltorganisation mit einem männlichen Logo (schwarz und dunkelblau mit heulendem Wolf und dem Namen „Wildhüter“) waren als mit einem neutralen Logo (grün und helle Farbtöne mit einem Baum und dem Namen „Naturfreunde“). Umweltfreundliche Produkte sollten nach Ansicht der Forscher*innen daher gezielter Männer ansprechen und ein maskulineres Design bekommen, um Männern den Kauf zu erleichtern und zu verhindern, dass sie sich in ihrer Männlichkeit herausgefordert und am Ende zu einem noch umweltschädlicheren Verhalten provoziert fühlen.

 

Wir stimmen da aber vielmehr mit Susanne Schumann von Brigitte überein, die in ihrem Artikel zu dem Schluss kommt: „Also: Vielleicht könnten wir unserer Umwelt kurzfristig etwas Gutes tun, wenn wir Männer mit schwarzen Logos und heulenden Wölfen dazu bewegen, den Jute-Beutel mit zum Einkaufen zu nehmen. Aber unserer Gesellschaft und unserer Umwelt täten wir langfristig etwas Gutes, wenn Männer sich sicher und frei genug fühlen könnten, um auch eine feminine Seite zu zeigen.“

 

Ein Interview mit James Wilkie, dem Leitautor der Studie ist hier als Video verfügbar (auf Englisch).

Einen Artikel, in dem die Autoren ihre Forschungsergebnisse darstellen und diskutieren können Sie hier (ebenfalls auf Englisch) nachlesen.

Die zugrundeliegende wissenschaftliche Publikation ist hier zum Download verfügbar.


 

Frauen sind in Top-Positionen der größten Energie- und Verkehrsunternehmen in Deutschland deutlich unterrepräsentiert

Ende letzten Jahres untersuchte das Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in einer Studie die 50 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland aus den Bereichen Energie und Verkehr bezüglich der Anzahl von Frauen in Führungspositionen. Dabei wurde aufs Neue bestätigt, dass Frauen in Vorstands,- Aufsichtsrats- und Verwaltungsgremien dieser Unternehmen deutlich unterrepräsentiert sind. Daran hat auch das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen an Führungspositionen, das seit 2015 in Kraft ist, nicht viel geändert.

 

Vor allem die Vorstandspositionen der TOP-50 Energieunternehmen werden vornehmlich mit Männern besetzt. Der Anteil von Frauen liegt bei unter 6%, während ihr Anteil unter den Beschäftigten in den untersuchten Unternehmen bei knapp 30% liegt. Nur drei der untersuchten Energieunternehmen haben eine Frauenquote im Vorstand von mehr als 30%. Der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten ist hingegen deutlich höher und liegt bei über 20% im Schnitt aller untersuchten Unternehmen. Insgesamt erfüllen aber nur 13 von 50 Unternehmen die gesetzliche Quote von 30% Frauen in den Aufsichtsräten. In den TOP-50-Unternehmen des Verkehrs- und Logistiksektors ist der Anteil von Frauen auf Vorstandsebene nur geringfügig höher, im Bereich der Aufsichts- und Verwaltungsgremien in etwa genauso hoch wie im Energiesektor.

 

In einem Beitrag des DIW Berlin fordern Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin, und Olga Egerer daher, den Zugang von Frauen zu den höchsten Führungspositionen dringend zu verbessern. Hier seien Politik, zum Beispiel mit Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und Unternehmen mit gezielten Fördermaßnahmen für weibliche Führungskräfte gefragt.

 

Die Ergebnisse der Untersuchung sind hier verfügbar.


 

Handwerklicher und kleingewerblicher Goldbergbau und die gesundheitlichen Folgen für Frauen

Die aktuelle Aushabe des Magazins Women & Environments beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Auswirkungen handwerklichen und kleingewerblichen Goldbergbaus für Frauen. Die Artikel umfassen Beiträge aus verschiedenen Teilen der Welt und zeigen die vielen (gesundheitlichen) Gefahren, die die Förderung des wertvollen Rohstoffes mit sich bringen.

 

Die Ausgabe ist hier (auf Englisch) verfügbar.


 

Zum Weiterlesen

Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit: Was lange währt…

Vor nunmehr 16 Jahren startete das UBA das Projekt „Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit“, das auch aus heutiger Sicht noch als Leuchtturmprojekt bezeichnet werden kann. In dem Projekt untersuchte das UBA, wie Umweltpolitik und Geschlechtergerechtigkeit ineinander greifen und sich gegenseitig stärken können. Die Erkenntnisse, Empfehlungen und aufgeworfenen Fragen haben bis heute nichts an Relevanz eingebüßt. Deswegen veröffentlichte das UBA anlässlich seiner Tagung 'Engendering Environment. Gender Mainstreaming und Gender Impact Assessment in Umwelt- und Gesundheitsschutz' den bisher noch nicht erschienenen Abschlussbericht von 2004.

 

Frauen bewegen Landwirtschaft – Landwirtschaft bewegt Frauen

Der Tagungsband mit der Dokumentation der 3. Internationalen Tagung „Frauen bewegen Landwirtschaft – Landwirtschaft bewegt Frauen“ im vergangenen Jahr in Schwäbisch Hall, liegt nun vor. Der Band umfasst die Beiträge der Referentinnen und enthält Artikel über die Erfahrungen und Herausforderungen von Frauen als Betriebsleiterinnen und Mitunternehmerinnen, über weibliche Rollenbilder in der Landwirtschaft und über die Partizipation von Frauen in landwirtschaftlichen Organisationen. Außerdem umfasst es Forderungen an die Politik, die bei der Tagung entwickelt wurden.

Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis ist hier möglich.

Das Buch kann über das Evangelisches Bauernwerk in Württemberg e.V. (Tel.: 07942 / 107-74, Email: frauentagung2017(at)hohebuch.de) bezogen werden und kostet 20 EUR zzgl. Versandkosten.

Weitere Informationen 

 

Gender and Chemicals: Questions, Issues and Possible Entry Points

Von Minu Hemmati und Anna Bach (2017)

Schon seit geraumer Zeit ist das Management von Chemikalien Thema internationaler Politik und Regulierung. Chemikalien müssen heutzutage umfangreichen Zulassungsverfahren unterzogen werden. Dennoch steigt das Bewusstsein für die Notwendigkeit nur langsam, biologische und gesellschaftliche Geschlechterunterschiede in Bezug auf Aussetzung, Empfindlichkeit und gesundheitlichen Auswirkungen zu berücksichtigen und Gender-Analysen durchzuführen. Das gilt vor allem für die entsprechenden internationalen Prozesse.

Das Themenpapier bietet eine Einführung in das Thema, wirft wichtige Fragen auf und bietet nützliches Hintergrundwissen für zukünftige Diskussionen und Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Akteuren. Es ist hier (auf Englisch) verfügbar.

Weitere Informationen zum Thema und zum zugrungeliegenden Projekt bietet die Webseite: www.gender-chemicals.org

 

Gender in der Energietechnik

Abschlusspublikation zu Chancengleichheit in der Energietechnik veröffentlicht

Im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts GENergie hat das Steinbeis-Europa-Zentrum eine Abschlusspublikation mit dem Titel „GENergie - Chancengleichheit in der Energietechnik“ veröffentlicht. Die Publikation umfasst Handlungsempfehlungen für die Integration von Genderaspekten in Forschung, Entwicklung und Markteinführung im Energiebereich und zeigt neue Strategien für mehr Attraktivität von Studien- und Ausbildungsgängen auf. Energieeffiziente Gebäude, Chancengerechtigkeit in Wissenschaft und Forschung, Genderasymmetrie im MINT-Bereich, innovative Energietechnik, geschlechtersensible Berufsorientierung in den Erneuerbaren Energien, Energiegenossenschaften als Gleichstellungsinstrument, visuelle Kommunikation und Wahrnehmung - all diese Themen werden in der Publikation beleuchtet, wobei stets der Gender-Aspekt im Vordergrund steht.

Die Abschlusspublikation ist hier online verfügbar.

 

Geht doch! Geschichten, die zum Wandel anstiften

Der Jubiläumsband (Nr. 150) der „politische ökologie“ stellt 30 zukunftsfähige Projekte vor, die stellvertretend für viele andere zur Nachahmung anstiften sollen. Bekannte Köpfe der Nachhaltigkeitsszene loten aus, was nötig ist, damit es diese tollen Ansätze aus der Nische in den Mainstream schaffen – zugunsten einer demokratischen Weltgesellschaft, deren Mitglieder fair miteinander und mit der Natur umgehen.

Ulrike Röhr und Ines Weller stellen unter dem Titel „Conditio sine qua non. Geschlechtergerechte Klimapolitik“ das Projekt GenderNETCLIM vor und fordern eine langfristige Strategie zur Umsetzung des Gender Mainstreaming in der Klimapolitik. Der Beitrag ist hier verfügbar.


 

Veranstaltungen

Aktuelle Veranstaltungen rund um die Themen Gender, Umwelt und Nachhaltigkeit finden Sie wie gewohnt im Veranstaltungskalender auf unserer Webseite.

 

Impressum

genanet - Leitstelle Gender, Umwelt, Nachhaltigkeit

c/o GenderCC - Women for Climate Justice e.V.

Anklamer Str. 38

10115 Berlin

Redaktion: Ulrike Röhr & Lisa Göldner

leitstelle@genanet.de

www.genanet.de

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