Prima Klima? Klimapolitik aus feministischer Perspektive
Der bereits eingetretene und sich verstärkende Klimawandel wird tiefgreifende Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens haben, in allen Regionen der Welt. Das gilt sowohl für die dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen und die erforderlichen Lebensstiländerungen, als auch dann, wenn wir nichts oder zu wenig tun und der Klimawandel das Regime übernimmt. Da bisher in keinem Land der Welt das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit erreicht ist, muss davon ausgegangen werden, dass die soziale Konstruktion des Geschlechts und die damit verknüpften Geschlechter- und Machtverhältnisse auch in der Klimapolitik wirksam sind. Mehr dazu finden Sie in den Berichten zu unserem Forschungsprojekt "Interdependete Genderaspekte der Klimapolitik. Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen Klimapolitik".



Grundsätzlich können hier alle Genderdimensionen identifiziert werden, die in allen Handlungsbereichen des Klimaschutzes und der Klimafolgenanpassung zu finden sind und die sich in ihren Wirkungen überschneiden. Die hier aufgeführten Erläuterungen und Beispiele sind eine Zusammenfassung aus dem Endbericht Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik, S. 112 ff.
Versorgungsökonomie/Sorgearbeit
Viele Klimaschutzmaßnahmen wirken sich auf die Alltagsroutinen von Männern und Frauen aus, sei es durch ein geändertes Mobilitätsverhalten, sparsamere Formen der Energienutzung oder weniger fleischlastige Ernährungspraktiken. Da Frauen nach wie vor in vielen Haushalten die Verantwortung für Versorgungsaufgaben tragen, sind sie auch von Maßnahmen zur CO2-Einsparung im Haushalt besonders betroffen. Dies kann zu einer Feminisierung der Umwelt- und Klimaverantwortung führen, indem Frauen allein die Verantwortung für eine klimafreundliche Transformation des Alltags zugeschrieben wird.
In den meisten Weltregionen führen die Auswirkungen des Klimawandels zu einer Erhöhung des Arbeitsaufwandes für die Versorgung - sei es durch Verknappung von Wasser, Verringerung der landwirtschaftlichen Produktivität, Beseitigung der Schäden von klimabedingten Unwetterkatastrophen oder zunehmende gesundheitliche Belastungen. Deshalb ist es dringend erforderlich, auch die Maßnahmen zur Klimaanpassung gendersensibel zu gestalten.
Erwerbsökonomie
Mit der Dekarbonisierung des Wirtschaftssystems eröffnen sich vielfältige neue Jobmöglichkeiten auch in bisher traditionell als männlich angesehenen Berufsfeldern. Klimapolitik kann hier einen aktiven Beitrag leisten, indem sie traditionelle androzentrische Vorstellungen infrage stellt, die Männern eine größere Kompetenz in technischen Fragen zuschreiben als Frauen.
Dass die Benachteiligung von Frauen beim Zugang zu Leitungsfunktionen in Unternehmen auch ein Hemmnis für eine klimafreundlichere Wirtschaftsweise darstellt, dafür gibt es zahlreiche Hinweise. So konnte bspw. gezeigt werden, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil unter den Angestellten klimafreundlicher wirtschaften.
Auch die Unterschiede in den Einkommens- und Vermögensverhältnissen sind klimarelevant. Sie führen z.B. dazu, dass klimapolitische Instrumente unterschiedliche Wirkungen auf die Geschlechter haben können. Rentnerinnen oder Alleinerziehende sind überdurchschnittlich von prekären Einkommensverhältnissen betroffen, Mehrkosten durch CO2-Bepreisung treffen sie dadurch besonders. Frauen können aber auch vulnerabler gegenüber den Folgen der globalen Klimaerwärmung sein, weil sie im Vergleich mit Männern einen eingeschränkteren Zugang zu sozialen und ökonomischen Ressourcen haben.
Öffentliche Infrastrukturen/Ressourcen
Aus der gesellschaftlichen Rollenzuschreibung und -verteilung sowie der ungleichen Wertschätzung der Leistungen resultiert ein generell schlechterer Zugang von Frauen zu Ressourcen aller Art. Das gilt für die Bereiche Bildung und Information, die eine wesentliche Voraussetzung zur Anpassung an den Klimawandel und zu seiner Vermeidung sind; für den Zugang zu Land, Finanzierungen und Krediten, die eine Voraussetzung z.B. für die Umstellung der Nahrungsmittelproduktion oder Energieversorgung sind oder die Umstellung auf Ressourcen sparende Alternativen, Technologien oder Dienstleistungen.
Auch beim Umgang mit Naturkatastrophen als Folgen des Klimawandels besteht das Risiko, dass die Bedürfnisse von Geschlechtern nicht ausreichend berücksichtigt werden. So zeigen Studien zum Umgang mit den Folgen des Hurrikans Katrina (USA, dass die Aktivitäten von Männern in den Initiativen für einen gerechten Wiederaufbau nach dem Hurrikan eher wahrgenommen und als wichtiger eingeschätzt wurden, als das Engagement und die Bedürfnisse anderer Bevölkerungsgruppen. Gerade bei zunehmenden Hitzeereignissen / Temperaturen ist es relevant, dass die Bevölkerung Zugang zu Grünflächen und damit Abkühlungsmöglichkeiten hat. Versorgungsarbeit leistende Personen, aber auch ältere Frauen und Alleinerziehende sind besonders auf eine gute infrastrukturelle Ausstattung ihres Wohnumfeldes angewiesen. Das gilt auch für den Zugang zu Grünflächen.
Definitions- und Gestaltungsmacht auf Akteursebene
Auch nach über 25 Jahren Klimapolitik ist die Teilhabe von Frauen an klimapolitischen Entscheidungen in Deutschland nur gering ausgeprägt. Frauen und Männer haben nirgendwo auf der Welt die gleichen Möglichkeiten zur Mitwirkung an politischen Prozessen und den gleichen Einfluss auf politische Entscheidungen - das gilt auch und ganz besonders für die Klimapolitik mit ihren technisch dominierten Handlungsfeldern Energie und Verkehr. Und das verschärft sich durch weitere intersektionale Diskriminierung, wie Hautfarbe, kultureller Hintergrund, Religion, Inter- oder Transgeschlechtlichkeit etc. Damit bleiben ihre Perspektiven, Bedürfnisse und Prioritäten oftmals unberücksichtigt oder laufen Gefahr, als nicht gleichwertig betrachtet zu werden.
Klar ist, dass die Geschlechter- und Machtverhältnisse in klimarelevanten Handlungsfeldern nur verändert werden können, wenn mehr Entscheidungspositionen mit Frauen besetzt werden. Mindestens ebenso wichtig ist es aber, die maskulinen Normen zu hinterfragen, die diese Bereiche dominieren und die ohne Berücksichtigung einer Genderperspektive konstant reproduziert werden.
Symbolische Ordnung (Querschnittsdimension)
Die (bisweilen unbewusste) Setzung von Maskulinität bzw. Männlichkeit als Maßstab ist auch in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft verankert und kann dort nicht nur zur Abwertung, sondern auch zum Ausblenden von Lebens- und Alltagsbedingungen führen, die nicht der Wahrnehmung und den Erfahrungen von Männern entsprechen. Diese gesellschaftliche Abwertung von (zugeschriebener) Weiblichkeit spiegelt sich in vielen Bereichen wider, die auch für die Klimapolitik relevant sind. Sie kommt beispielsweise in der Abwertung der Sorgearbeit als nicht bezahlter Tätigkeit zum Ausdruck (vgl. Dimension ‚Versorgungsöko-nomie’). Tätigkeiten der Versorgungsökonomie / Sorgearbeit werden allgemein als ‚Konsum’ verstanden und auch statistisch diesem subsumiert, obwohl bei der Versorgung auch produziert wird (Beispiel Nahrung). Ein Beispiel für die gesellschaftliche Höherbewertung von (zugeschriebener) Männlichkeit ist die Gleichsetzung von ‚Arbeit’ mit bezahlter Erwerbsarbeit oder die im Klimaschutz übliche Höherbewertung technischer Lösungsansätze gegenüber Suffizienzansätzen.
Aus der Zuschreibung von Neigungen, Fähigkeiten, Eigenschaften etc. auf Basis von biologischem Geschlecht sowie aus Geschlechterkonstruktionen und -identitäten resultieren unterschiedliche Wahrnehmungen, Einstellungen und Bewertungen. Im Bereich des Klimawandels zeigen Frauen bei (fast) allen Befragungen eine deutlich höhere Wahrnehmung der bedrohlichen Auswirkungen und eine größere Bereitschaft, einen persönlichen Beitrag zu dessen Minderung beizutragen. Männer dagegen vertrauen tendenziell deutlich stärker darauf, dass technische Entwicklungen das Problem lösen werden.
Institutionalisierter Androzentrismus/Definitionsmacht
Das Fehlen einer Genderperspektive in der Klimapolitik hat dazu geführt, dass der institutionalisierte Androzentrismus, d.h. die (bisweilen unbewusste) Setzung von Maskulinität bzw. Männlichkeit als Maßstab, in Klimawissenschaft und -politik kaum infrage gestellt wurde. Dies hat auch für die Klimapolitik kontraproduktive Folgen. Die Bedeutung androzentrischer Denkmuster lässt sich an vielen Beispielen, z.B. aus der Verkehrspolitik illustrieren, wo maskuline Normen dominieren, die ohne Berücksichtigung der Genderperspektive konstant reproduziert werden. Auch in der Konsumforschung wird Konsum häufig auf die Marktteilnahme, d.h. den Kauf von Produkten oder Dienstleistungen, reduziert. Klimarelevante Aktivitäten, die mit der Aufbewahrung, Verarbeitung, Zubereitung bzw. Instandhaltung und Entsorgung von Produkten zusammenhängen, werden dabei ebenso ausgeblendet wie das dafür benötigte Wissen und die erforderlichen Kompetenzen.
Körper, Gesundheit, Selbstbestimmung und Privatsphäre (‚Intimacy’)
Der Lebensbereich ‚Körper, Gesundheit, Sicherheit’ ist sowohl für Maßnahmen zum Klimaschutz als auch für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel von zentraler Bedeutung. Gender spielt beispielsweise für die Wahrnehmung von Umwelt- und Gesundheitsrisiken eine wichtige Rolle. Auch von umweltbezogenen Gesundheitsrisiken sind Frauen anders und häufig stärker betroffen als Männer. Dieser Zusammenhang von Klimawandel und Gender wird bei den Auswirkungen von Hitzewellen besonders deutlich. Untersuchungen zeigen, dass die Sterberate von Frauen bei Hitzewellen deutlich höher ist als diejenige von Männern. Diese gesundheitlichen Auswirkungen von Hitzeereignissen haben physiologische Gründe, werden aber durch soziale Faktoren beeinflusst. Die sozial konstruierte Zuständigkeit für Betreuung und Sorgearbeit durch Angehörige spielt dabei eine wichtige Rolle (vgl. Genderdimension ‚Versorgungsökonomie’).
Auch klimabedingte Extremereignisse wie Trockenheit, Überflutungen oder Wald-/Buschbrände können geschlechterdifferenzierte Folgen haben. Für schwere Buschbrände in Australien wurde gezeigt, dass 60 Prozent der Todesopfer männlich waren, was mit den rigiden Männerrollen als Retter und Beschützer zusammenhängt. Diese führen auch zu einer hohen Suizidrate von Männern, wenn sie diese Rollen nach den Dürren oder Buschbränden nicht mehr wahrnehmen können. Klimapolitische Maßnahmen zum Gesundheitsschutz müssen daher nicht nur die unterschiedliche ökonomische Situation, sondern auch den Einfluss von Geschlechterrollen auf die Vulnerabilitäten von Männern und Frauen berücksichtigen.
Vierter Gleichstellungsbericht zu geschlechtergerechter ökologischer Transformation
Mit der Berufung der Sachverständigen für den Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung am 13. März durch Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, beginnt für die Kommission eine intensive Arbeitsphase. In den kommenden eineinhalb Jahren werden sie ein Gutachten erarbeiten, das der Bundesregierung konkrete Handlungsempfehlungen für eine gleichstellungsorientierte Gestaltung der ökologischen Transformation an die Hand geben soll. Wie wichtig eine geschlechtergerechte Gestaltung der Transformation ist, verdeutlicht auch Bundesministerin Lisa Paus in ihrer Pressemitteilung und weist u. a. darauf hin, dass nahezu alle Aspekte des Klimawandels und der Klimapolitik gleichstellungsrelevant sind.
Unterstützt wird die Sachverständigenkommission durch eine Geschäftsstelle, die erstmals in der Bundesstiftung Gleichstellung verankert ist. Auf deren Webspace finden Sie auch weitere Informationen zur Kommission und dem Thema des Berichts, die laufend aktualisiert werden.
Wir freuen uns, dass Ulrike Röhr von genanet Mitglied der Kommission ist und wünschen der gesamten Sachverständigenkommission viel Erfolg bei der bevorstehenden Arbeit.
Umfrage über geschlechtsspezifische Verzerrungen im IPCC
Eine neue Studie über den Gender Bias beim Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) zeigt, dass sich die Zahlen und Strategien zur Beteiligung von Frauen an den IPCC Berichten zwar verbessern, es muss aber mehr getan werden, um das Fachwissen und die Stimmen von Frauen einzubeziehen.
Die Zahl der Frauen, die an der Erstellung des IPCC-Berichts beteiligt sind, ist stetig gestiegen, von 8 % der Autoren des ersten IPC-Bewertungsberichts im Jahr 1990 auf ein Drittel im aktuellen IPCC-Berichtsteam. Auf höheren Ebenen sind Frauen weniger stark vertreten.
Weitere Ergebnisse:
- Frauen stimmten mit 15 % geringerer Wahrscheinlichkeit als Männer der Aussage zu, dass alle die gleichen Chancen haben, nominiert zu werden, das Wort zu ergreifen, Inhalte zu gestalten oder Kapitel zu leiten.
- Mehr Frauen als Männer berichteten, dass sie beobachtet haben, dass die Idee einer Frau von jemand anderem als eigene Idee ausgegeben wurde (38 % gegenüber 24 %) oder dass eine Frau ignoriert (52 % gegenüber 30 %) oder bevormundet (41 % gegenüber 27 %) wurde.
- In der Umfrage wurde die Bedeutung anderer Dimensionen der Vielfalt hervorgehoben, die sich mit dem Geschlecht überschneiden und Hindernisse für die Eingliederung darstellen können, darunter ethnische Herkunft, Rasse, Nationalität, Religion, Behinderung und Alter.
Der Artikel kann hier heruntergeladen werden
W7 – der frauenpolitische Dialog zu G7
Deutschland übernimmt für 2022 die Präsidentschaft der G7 (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA). Seit 2018 laden die G7-Präsidentschaften parallel zu einem frauenpolitischen Dialog, zur sogenannten Women7 (W7). Dabei geht es darum, in einem zivilgesellschaftlichen Prozess Vorschläge zur Gleichstellung der Geschlechter an die G7-Regierungen zu richten. Eines der Schwerpunktthemen der W7 wird 2022 die Klimagerechtigkeit sein.
Während der deutschen Ratspräsidentschaft koordiniert der Deutsche Frauenrat diese Aktivitäten, und hat dazu einen frauenpolitischen Think Tank eingerichtet. Wir freuen uns, dort unsere Expertise zu Klimagerechtigkeit und geschlechtergerechte Konjunkturpolitik einbringen zu können.
Dialogues Projekt: Energiewende und Klimaneutralität bürger*innennah gestalten
Mit „Citizen Action Labs“ in 8 Ländern will das Projekt Dialogues dazu beitragen, dass Energiewende und Klimaneutralität bürger*innennah gestaltet werden. Die Citizen Action Labs bauen auf dem Konzept der Reallabore auf: in realen Umgebungen sollen Bürger*innen und Forschende gemeinsam innovative Ideen und Vorschläge aus den Bereichen Dekarbonisierung von Gebäuden, Einführung erneuerbarer Energien, Energiespeicherung und nachhaltige Mobilität erproben. Die Action Labs sollen auch die „Energy Citizenship“ der Bürger*innen stärken und sie dabei unterstützen, ihren Beitrag zur Energiewende und Klimaneutralität zu leisten.
GenderCC ist in dem aus dem EU Programm HORIZON 2020 geförderte Forschungsprojekt verantwortlich dafür, dass eine Genderperspektive von Beginn an in alle Aktivitäten einbezogen wird. Das Projekt bietet darüber hinaus die Gelegenheit, die aktuellsten Forschungsergebnisse zu Gender und Energie aufzuarbeiten. Es wird ein Repositorium verfügbarer Daten angelegt, das nach brauchbaren Genderdaten gesichtet wird. Auf dieser Basis werden Anforderungen für zukünftige Datenerhebungen formuliert.
CO2-Bepreisung aus feministischer Perspektive – eine Genderanalyse
Anfang 2021 wurde in Deutschland ein CO2-Preis auf die fossilen Energieträger Kohle, Benzin, Diesel, Heizöl und Gas eingeführt. Ziel ist es, dadurch den Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren und somit einen Beitrag zu Erreichung der Klimaziele zu leisten. Die Höhe des Preises, dessen Wirksamkeit und vor allem, wen das besonders trifft und wie die Mehrkosten sozial ausgeglichen werden können, sind heiße Diskussionen in der politischen Landschaft.
Wir freuen uns, mit diesem Arbeitspapier die Wirkungen des CO2-Preises und der verschiedenen Kompensationsvorschläge für Privathaushalte/-personen vorzustellen und deren Gerechtigkeitswirkungen vor allem aus Genderperspektive zu analysieren.
Dabei geht es nicht darum, die CO2-Bepreisung grundsätzlich abzulehnen, im Gegenteil, wir halten sie für ein sinnvolles Instrument. Aber deren Durchführung und Kompensationsmaßnahmen sollen und müssen kritisch beleuchtet und korrigiert werden.
Download des Arbeitspapiers
Deutscher Frauenrat richtet Fachausschuss Klima ein
Im Juni 2021 hat der Deutsche Frauenrat auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung beschlossen, einen Fachausschuss Klima einzurichten. Er soll dazu beitragen, dass genderrelevante Fragestellungen stärker in die politische Klimadebatte eingebracht und Forderungen nach einer gleichberechtigten Beteiligung an der Erarbeitung und Umsetzung einer geschlechtergerechten Klimapolitik gestellt werden.
Damit unterstützt der Deutsche Frauenrat aktuelle Debatten und Forschungen zum Zusammenspiel zwischen Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit. Er bringt Transformationsstrategien für eine geschlechtergerechte und klimafreundliche Sozial-, Wirtschafts-, und Steuerpolitik und somit eine geschlechtergerechtere und klimafreundlichere Gesellschaft mit in die politische Diskussion ein. Dafür sollen konkrete Beispiele und Forderungen erarbeitet werden, auf die bei der Umsetzung aus Sicht der Geschlechtergerechtigkeit zu achten ist.
Der Fachausschuss soll im Herbst 2021 seine Arbeit aufnehmen.
gleich.wandeln - Frauenpower für Klima & SDGs
Die niederösterreichische Landesinitiative gleich.wandeln verbindet Gleichstellungsfragen mit Klimaschutz-Agenden und will ein interdisziplinäres Netzwerk aufbauen, das Personen, Institutionen und Unternehmen aus Niederösterreich und dem globalen Süden repräsentiert, die sich erfolgreich für eine gerechte und nachhaltige Welt einsetzen. Die Initiative wird getragen von dem Amt der niederösterreichischen (NÖ) Landesregierung, dem Klimabündnis NÖ, Südwind NÖ sowie FAIRTRADE Österreich. gleich.wandeln will zeigen, dass Frauen auf lokaler Ebene ein Motor für die Umsetzung der globalen Ziele sind, es sollen die Chancen von Geschlechtergleichstellung im Hinblick auf die globale Klimakrise beleuchtet und das Bewusstsein für ein ausgewogenes und gleichberechtigtes Geschlechterverhältnis für Projekterfolge geschärft werden. Ein Mittel dafür wird die Sammlung von vorbildhaften Aktivitäten sein, die sich mit der Verbindung von Geschlechtergleichstellung und Klimaschutz bzw. Klimafolgenanpassung befassen.
Warum Frauen besonders von der Klimakrise betroffen sind
Warum Frauen von der Klimakrise besonders betroffen sind und wie sie sich für Klimaschutz einsetzen schildert ein Beitrag auf utopia.de von Mai 2021 und macht klar, dass #unteilbar und #Aufbruchsklima auch für Geschlechtergerechtigkeit und gendergerechte Klimapolitik gelten muss!
Frauen vernetzen sich für stärkere Teilhabe in Klimaschutzfragen
Am 23. Februar 2021 fand auf Einladung von Bundesumweltministerin (BMU) Svenja Schulze die erste themen- und verbandsübergreifende Frauenvernetzungskonferenz statt. Unter dem Titel „Klimaexpertinnen – Vernetzt für ambitionierten Klimaschutz“ diskutierte die Ministerin coronabedingt digital mit Expertinnen von DNR, Germanwatch, VCD und GenderCC zunächst in einem öffentlichen Panel (dem live 270 Interessent*innen folgten), moderiert von Shelly Kupferberg. Die Frauen forderten nicht nur eine Anhebung des EU-Klimaziels, sondern debattierten vor allem auch über die dafür notwendigen Instrumente unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Geschlechtergerechtigkeit. Im Anschluss hatten 100 Teilenhmerinnen in einem geschlossenen Teil der Konferenz die Möglichkeit, die Themen zu vertiefen. Hochmotiviert wollen die Teilnehmerinnen sich zukünftig regelmäßig zu umweltpolitischen Themen austauschen, sich gegenseitig coachen, Nachwuchsexpertinnen fördern und sich perspektivisch mit weiteren Akteurinnen außerhalb der Umweltverbände vernetzen.
Gekürzter Beitrag von Anna Geuchen/DNR, der hier in voller Länge zu lesen ist. Die Aufzeichnung der spannenden Diskussion der Expertinnen mit der Ministerin ist weiterhin hier verfügbar.
Das Konjunkturpaket zur Überwindung der Corona-Krise aus Geschlechter- und Klimaperspektive
Im Herbst 2020 haben wir eine Analyse des Konjunkturprogramms aus Genderperspektive durchgeführt, bei dem uns dankenswerter Weise die Gender/Gender Budegeting Expertin Dr. Regina Frey unterstützt hat. Wenn Krisenbewältigung mit einem Konjunkturpaket in großen Teilen zu konventionell ausgestalteten wirtschaftlichen Stimuli erfolgt, gehen die Hilfen sowohl am Klimaschutz als auch an all denjenigen vorbei, über weniger Einkommen verfügen und vor allem die bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit leisten, so die Studie. Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden fortgeschrieben oder sogar verschärft. Aufgezeigt wird das am Beispiel der Förderung der E-Mobilität sowie der Fförderung (oder Nicht-Förderung) grüner Start-ups.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass das Signal des Konjunkturpakets ist deutlich ist: Geschlechtergerechtigkeit und Care-Arbeit werden als nicht systemrelevant gesehen.die Studie konstatiert: "Wenn Krisenbewälti- gung mit einem Konjunkturpaket in großen Teilen zu konventionell ausgestalteten wirtschaftlichen Stimuli erfolgt, gehen die Hilfen sowohl am Klimaschutz als auch an all denjenigen vorbei, über weniger Einkommen verfügen und vor allem die bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit leisten. Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden fortgeschrieben oder sogar verschärft. Das Signal des Konjunkturpakets ist deutlich: Geschlechtergerechtigkeit und Care-Arbeit werden als nicht systemrelevant gesehen".
Wir freuen uns über Diskussionsbeiträge, Rückmeldungen und Kommentare.
#SHEChangesClimate Kampagne zur COP26
SHEChangesClimate wurde mit dem Ziel gegründet, Vielfalt und Inklusivität, Transparenz und Verantwortlichkeit in die COP-Verhandlungen zum Klimawandel zu bringen. Als die Kampagne ursprünglich im November 2020 begann, gab es nur 15% Frauen, die im britischen COP26-Führungsteam identifiziert werden konnten. Dies hat gezeigt, dass es dringend notwendig ist, die Zusammensetzung der Delegationen anzusprechen und klare Ziele und einen internationalen Standard für alle zukünftigen COPs festzulegen, beginnend mit der COP26.
Derzeit liegt der Fokus darauf, dass die COP26 in ihrem Führungsteam in Großbritannien eine 50:50 Aufteilung von Männern und Frauen in all ihrer Diversität erreicht, aber die globale Mission ist es, sicherzustellen, dass alle Delegationen in ihren Führungsebenen mindestens zu 50% von diversen Frauen repräsentiert werden.
Klimawandel und Geschlechterverhältnisse - neuer Wissenschaftlerinnen-Rundbrief der FU
Der aktuelle Rundbrief (2/2019) der Zentralen Frauenbeauftragten der Freien Universität Berlin befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Gender und Klima. Sybille Bauriedel berichtet über Klimawandel, Migration und Geschlechterverhältnisse, Martin Voss fragt, ob Klimakatastrophen ein Geschlecht haben und Götz Kaufmann ob Klimawandel reine Männersache sei. Weiterhin gibt es ein Interview mit Jungaktivistinnen und einen Bericht von Ulrike Röhr über das Netzwerk GenderCC und die Ergebnisse des Forschungsprojektes zu den Interdependenten Genderaspekten der Klimapolitik. Der Rundbrief kann als PDF heruntergeladen werden.
Klimawandel verstärkt Gewalt gegen Frauen
Geschlechtsspezifische Gewalt ist allgegenwärtig, und es gibt klare Belege, dass der Klimawandel hier verstärkend wirkt. Das belegt ein Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN) und benennt als Grund, dass bei der Bekämpfung der Umweltzerstörung die Ungleichheit der Geschlechter und die Auswirkungen auf Frauen und Mädchen nicht berücksichtigt werden. Als Folge steigt die Verschwendung von Ressourcen und Versuche, die Umweltzerstörung zu beheben und sich an den Klimawandel anzupassen, scheitern, insbesondere in ärmeren Ländern. Die studie kann hier herungergeladen werden.
Klimaktivist*innen: Jung, weiblich, verhasst?
Fridays for Future sind auch nach einem Jahr Freitagsdemonstrationen noch überall präsent, und es sind vor allem junge Frauen, die das Bild der Bewegung prägen. Das gilt nicht nur für die bekannten Sprecherinnen, sondern offenbar auch für die Mehrheit derer, die weltweit für den Klimaschutz demonstrieren. Die TU Chemnitz hat die geschlechtliche Zusammensetzung der Bewegung untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass „je jünger die Befragten waren, desto mehr weibliche Demonstrantinnen waren darunter“. Marlene Halser hat in einem Artikel sieben Thesen dazu aufgestellt, warum das so ist. Diese reichen von „Umweltschutz interessiert einfach mehr Frauen als Männer“, über die Vorbildfunktion junger Frauen in der Bewegung, die andere Frauen motivieren, bis hin zu „Medien berichten gerne über weibliche Heldinnen“. Das ruft aber leider auch die Antifeministen auf den Plan, wie ein Bericht der ARD zeigt. Mehr dazu in unserem aktuellen Newsletter.
Wann, wenn nicht jetzt UND Wie, wenn nicht (geschlechter)gerecht
Am 15. November 2018 veröffentlicht die Klima-Allianz ein Positionspapier, das zum Maßnahmenprogramm 2030 des Klimaschutzplans der Bundesregierung Stellung bezieht und das sie gemeinsam mit 60 zivilgesellschaftlichen Organisationen verfasst hat. Wir von genanet haben uns dafür eingesetzt, dass dabei auch Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt wird. Am liebsten hätten wir sie als Querschnittsthema gesehen, aber als erster Schritt - es ist das erste Papier der Klima-Allianz, dss sich dezidiert auch für eine geschlechtergerechte Klimapolitik einsetzt - sind wird stolz, dass wir dazu beitragen konnten, dass es zumindest ein eigenes Kapitel gibt. Ganz am Ende des Papiers, aber wir wissen ja: das Beste kommt immer zum Schluss.
"Klimaschutzplan der Bundesregierung sieht erstmals Treibhausgas-Reduktionsziele für die einzelnen Handlungsfelder Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gebäude bis zum Jahr 2030 vor. Die Ministerien sollen bis Ende dieses Jahres Maßnahmen vorlegen, die aufzeigen, wie diese Ziele konkret erreicht werden können. Eine Verabschiedung der Maßnahmen im Kabinett ist für Frühjahr 2019 geplant und soll anschließend rechtliche Verbindlichkeit erhalten.
Der Koalitionsvertrag 2018 sieht ein Gesetz vor, das die Einhaltung der Klimaschutzziele 2030 und eine Umsetzung der Sektorziele gewährleistet. Die kommenden anderthalb Jahre sind somit das entscheidende politische Zeitfenster für die zukünftige Ausrichtung der deutschen Klima- und Energiepolitik"* - und das gilt auch und vor allem für eine geschlechtergerechte Klimapolitik.
*zusammengefasst aus der Pressemitteilung der Klima-Allianz vom 15.11.2018
Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik
„Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen Klimapolitik“ soll in einem neuen Vorhaben beforscht werden, das in einem Konsortium aus Wuppertal Institut, GenderCC – Women for Climate Justice und Institut für sozial-ökologische Forschung durchgeführt und im Rahmen des Umweltforschungsplans (neu: Ressortforschungsplan des BMUB und UBA) finanziert wird.
In drei Arbeitspaketen (plus einem vierten zur Berichterstattung) sollen
- Der Mehrwert der Geschlechterperspektive für den Klimaschutz und Klimaanpassung untersucht und aus den internationalen Klimaabkommen abgeleitete Handlungsempfehlungen vor allem für den nationalen Rahmen erarbeitet werden.
- Analysiert werden, ob und in welchem Ausmaß eine geschlechtergerechte Gestaltung Einfluss auf die Verringerung von CO2-Emissionen und die Auswahl verbesserter Anpassungsmaßnahmen hat bzw. wie sie zu einer besseren strategischen, nationalen und internationalen Klimapolitik führen kann. Umgekehrt soll auch dargelegt werden, inwieweit eine geeignete Ausgestaltung klimapolitischer Maßnahmen zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen kann.
- Eine konzeptionelle Weiterentwicklung und Aktualisierung des Instrumentes Gender Impact Assessment (GIA) als gleichstellungsorientierte Folgenabschätzung auf Basis der genannten Analysen und Diskurse erfolgen. Der Einsatz von GIA soll politischen und programmatisch-konzeptionellen Entscheidungsträger*innen ermöglichen, die geschlechtsspezifischen Folgen von Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen abzuschätzen, um intendierte positive Folgen zu verstärken und nicht-intendierte, negative Folgen zu vermeiden.
- Weiterhin geht es darum, den Bedarf an geschlechtsdisaggregierten und intersektionalen Daten für weitergehende Genderanalysen zu ermitteln sowie Vorschläge für Methoden zur Datenerhebung und der Verstetigung der Datenerhebung zu entwickeln.
Das Projekt hat am 1.11.2016 begonnen und endete am 30.11.2019. Der Endbericht sowie die Ergebnisse aus dem ersten Arbeitspaket wurden vom Umweltbundesamt veröffentlicht. Weitere Informationen auf der Projektseite.
Vierter Gleichstellungsbericht zu geschlechtergerechter ökologischer Transformation
Mit der Berufung der Sachverständigen für den Vierten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung am 13. März durch Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, beginnt für die Kommission eine intensive Arbeitsphase. In den kommenden eineinhalb Jahren werden sie ein Gutachten erarbeiten, das der Bundesregierung konkrete Handlungsempfehlungen für eine gleichstellungsorientierte Gestaltung der ökologischen Transformation an die Hand geben soll. Wie wichtig eine geschlechtergerechte Gestaltung der Transformation ist, verdeutlicht auch Bundesministerin Lisa Paus in ihrer Pressemitteilung und weist u. a. darauf hin, dass nahezu alle Aspekte des Klimawandels und der Klimapolitik gleichstellungsrelevant sind.
Unterstützt wird die Sachverständigenkommission durch eine Geschäftsstelle, die erstmals in der Bundesstiftung Gleichstellung verankert ist. Auf deren Webspace finden Sie auch weitere Informationen zur Kommission und dem Thema des Berichts, die laufend aktualisiert werden.
Wir freuen uns, dass Ulrike Röhr von genanet Mitglied der Kommission ist und wünschen der gesamten Sachverständigenkommission viel Erfolg bei der bevorstehenden Arbeit.
Umfrage über geschlechtsspezifische Verzerrungen im IPCC
Eine neue Studie über den Gender Bias beim Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) zeigt, dass sich die Zahlen und Strategien zur Beteiligung von Frauen an den IPCC Berichten zwar verbessern, es muss aber mehr getan werden, um das Fachwissen und die Stimmen von Frauen einzubeziehen.
Die Zahl der Frauen, die an der Erstellung des IPCC-Berichts beteiligt sind, ist stetig gestiegen, von 8 % der Autoren des ersten IPC-Bewertungsberichts im Jahr 1990 auf ein Drittel im aktuellen IPCC-Berichtsteam. Auf höheren Ebenen sind Frauen weniger stark vertreten.
Weitere Ergebnisse:
- Frauen stimmten mit 15 % geringerer Wahrscheinlichkeit als Männer der Aussage zu, dass alle die gleichen Chancen haben, nominiert zu werden, das Wort zu ergreifen, Inhalte zu gestalten oder Kapitel zu leiten.
- Mehr Frauen als Männer berichteten, dass sie beobachtet haben, dass die Idee einer Frau von jemand anderem als eigene Idee ausgegeben wurde (38 % gegenüber 24 %) oder dass eine Frau ignoriert (52 % gegenüber 30 %) oder bevormundet (41 % gegenüber 27 %) wurde.
- In der Umfrage wurde die Bedeutung anderer Dimensionen der Vielfalt hervorgehoben, die sich mit dem Geschlecht überschneiden und Hindernisse für die Eingliederung darstellen können, darunter ethnische Herkunft, Rasse, Nationalität, Religion, Behinderung und Alter.
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W7 – der frauenpolitische Dialog zu G7
Deutschland übernimmt für 2022 die Präsidentschaft der G7 (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA). Seit 2018 laden die G7-Präsidentschaften parallel zu einem frauenpolitischen Dialog, zur sogenannten Women7 (W7). Dabei geht es darum, in einem zivilgesellschaftlichen Prozess Vorschläge zur Gleichstellung der Geschlechter an die G7-Regierungen zu richten. Eines der Schwerpunktthemen der W7 wird 2022 die Klimagerechtigkeit sein.
Während der deutschen Ratspräsidentschaft koordiniert der Deutsche Frauenrat diese Aktivitäten, und hat dazu einen frauenpolitischen Think Tank eingerichtet. Wir freuen uns, dort unsere Expertise zu Klimagerechtigkeit und geschlechtergerechte Konjunkturpolitik einbringen zu können.
Dialogues Projekt: Energiewende und Klimaneutralität bürger*innennah gestalten
Mit „Citizen Action Labs“ in 8 Ländern will das Projekt Dialogues dazu beitragen, dass Energiewende und Klimaneutralität bürger*innennah gestaltet werden. Die Citizen Action Labs bauen auf dem Konzept der Reallabore auf: in realen Umgebungen sollen Bürger*innen und Forschende gemeinsam innovative Ideen und Vorschläge aus den Bereichen Dekarbonisierung von Gebäuden, Einführung erneuerbarer Energien, Energiespeicherung und nachhaltige Mobilität erproben. Die Action Labs sollen auch die „Energy Citizenship“ der Bürger*innen stärken und sie dabei unterstützen, ihren Beitrag zur Energiewende und Klimaneutralität zu leisten.
GenderCC ist in dem aus dem EU Programm HORIZON 2020 geförderte Forschungsprojekt verantwortlich dafür, dass eine Genderperspektive von Beginn an in alle Aktivitäten einbezogen wird. Das Projekt bietet darüber hinaus die Gelegenheit, die aktuellsten Forschungsergebnisse zu Gender und Energie aufzuarbeiten. Es wird ein Repositorium verfügbarer Daten angelegt, das nach brauchbaren Genderdaten gesichtet wird. Auf dieser Basis werden Anforderungen für zukünftige Datenerhebungen formuliert.
CO2-Bepreisung aus feministischer Perspektive – eine Genderanalyse
Anfang 2021 wurde in Deutschland ein CO2-Preis auf die fossilen Energieträger Kohle, Benzin, Diesel, Heizöl und Gas eingeführt. Ziel ist es, dadurch den Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren und somit einen Beitrag zu Erreichung der Klimaziele zu leisten. Die Höhe des Preises, dessen Wirksamkeit und vor allem, wen das besonders trifft und wie die Mehrkosten sozial ausgeglichen werden können, sind heiße Diskussionen in der politischen Landschaft.
Wir freuen uns, mit diesem Arbeitspapier die Wirkungen des CO2-Preises und der verschiedenen Kompensationsvorschläge für Privathaushalte/-personen vorzustellen und deren Gerechtigkeitswirkungen vor allem aus Genderperspektive zu analysieren.
Dabei geht es nicht darum, die CO2-Bepreisung grundsätzlich abzulehnen, im Gegenteil, wir halten sie für ein sinnvolles Instrument. Aber deren Durchführung und Kompensationsmaßnahmen sollen und müssen kritisch beleuchtet und korrigiert werden.
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Deutscher Frauenrat richtet Fachausschuss Klima ein
Im Juni 2021 hat der Deutsche Frauenrat auf seiner diesjährigen Mitgliederversammlung beschlossen, einen Fachausschuss Klima einzurichten. Er soll dazu beitragen, dass genderrelevante Fragestellungen stärker in die politische Klimadebatte eingebracht und Forderungen nach einer gleichberechtigten Beteiligung an der Erarbeitung und Umsetzung einer geschlechtergerechten Klimapolitik gestellt werden.
Damit unterstützt der Deutsche Frauenrat aktuelle Debatten und Forschungen zum Zusammenspiel zwischen Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit. Er bringt Transformationsstrategien für eine geschlechtergerechte und klimafreundliche Sozial-, Wirtschafts-, und Steuerpolitik und somit eine geschlechtergerechtere und klimafreundlichere Gesellschaft mit in die politische Diskussion ein. Dafür sollen konkrete Beispiele und Forderungen erarbeitet werden, auf die bei der Umsetzung aus Sicht der Geschlechtergerechtigkeit zu achten ist.
Der Fachausschuss soll im Herbst 2021 seine Arbeit aufnehmen.
gleich.wandeln - Frauenpower für Klima & SDGs
Die niederösterreichische Landesinitiative gleich.wandeln verbindet Gleichstellungsfragen mit Klimaschutz-Agenden und will ein interdisziplinäres Netzwerk aufbauen, das Personen, Institutionen und Unternehmen aus Niederösterreich und dem globalen Süden repräsentiert, die sich erfolgreich für eine gerechte und nachhaltige Welt einsetzen. Die Initiative wird getragen von dem Amt der niederösterreichischen (NÖ) Landesregierung, dem Klimabündnis NÖ, Südwind NÖ sowie FAIRTRADE Österreich. gleich.wandeln will zeigen, dass Frauen auf lokaler Ebene ein Motor für die Umsetzung der globalen Ziele sind, es sollen die Chancen von Geschlechtergleichstellung im Hinblick auf die globale Klimakrise beleuchtet und das Bewusstsein für ein ausgewogenes und gleichberechtigtes Geschlechterverhältnis für Projekterfolge geschärft werden. Ein Mittel dafür wird die Sammlung von vorbildhaften Aktivitäten sein, die sich mit der Verbindung von Geschlechtergleichstellung und Klimaschutz bzw. Klimafolgenanpassung befassen.
Warum Frauen besonders von der Klimakrise betroffen sind
Warum Frauen von der Klimakrise besonders betroffen sind und wie sie sich für Klimaschutz einsetzen schildert ein Beitrag auf utopia.de von Mai 2021 und macht klar, dass #unteilbar und #Aufbruchsklima auch für Geschlechtergerechtigkeit und gendergerechte Klimapolitik gelten muss!
Frauen vernetzen sich für stärkere Teilhabe in Klimaschutzfragen
Am 23. Februar 2021 fand auf Einladung von Bundesumweltministerin (BMU) Svenja Schulze die erste themen- und verbandsübergreifende Frauenvernetzungskonferenz statt. Unter dem Titel „Klimaexpertinnen – Vernetzt für ambitionierten Klimaschutz“ diskutierte die Ministerin coronabedingt digital mit Expertinnen von DNR, Germanwatch, VCD und GenderCC zunächst in einem öffentlichen Panel (dem live 270 Interessent*innen folgten), moderiert von Shelly Kupferberg. Die Frauen forderten nicht nur eine Anhebung des EU-Klimaziels, sondern debattierten vor allem auch über die dafür notwendigen Instrumente unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Geschlechtergerechtigkeit. Im Anschluss hatten 100 Teilenhmerinnen in einem geschlossenen Teil der Konferenz die Möglichkeit, die Themen zu vertiefen. Hochmotiviert wollen die Teilnehmerinnen sich zukünftig regelmäßig zu umweltpolitischen Themen austauschen, sich gegenseitig coachen, Nachwuchsexpertinnen fördern und sich perspektivisch mit weiteren Akteurinnen außerhalb der Umweltverbände vernetzen.
Gekürzter Beitrag von Anna Geuchen/DNR, der hier in voller Länge zu lesen ist. Die Aufzeichnung der spannenden Diskussion der Expertinnen mit der Ministerin ist weiterhin hier verfügbar.
Das Konjunkturpaket zur Überwindung der Corona-Krise aus Geschlechter- und Klimaperspektive
Im Herbst 2020 haben wir eine Analyse des Konjunkturprogramms aus Genderperspektive durchgeführt, bei dem uns dankenswerter Weise die Gender/Gender Budegeting Expertin Dr. Regina Frey unterstützt hat. Wenn Krisenbewältigung mit einem Konjunkturpaket in großen Teilen zu konventionell ausgestalteten wirtschaftlichen Stimuli erfolgt, gehen die Hilfen sowohl am Klimaschutz als auch an all denjenigen vorbei, über weniger Einkommen verfügen und vor allem die bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit leisten, so die Studie. Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden fortgeschrieben oder sogar verschärft. Aufgezeigt wird das am Beispiel der Förderung der E-Mobilität sowie der Fförderung (oder Nicht-Förderung) grüner Start-ups.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass das Signal des Konjunkturpakets ist deutlich ist: Geschlechtergerechtigkeit und Care-Arbeit werden als nicht systemrelevant gesehen.die Studie konstatiert: "Wenn Krisenbewälti- gung mit einem Konjunkturpaket in großen Teilen zu konventionell ausgestalteten wirtschaftlichen Stimuli erfolgt, gehen die Hilfen sowohl am Klimaschutz als auch an all denjenigen vorbei, über weniger Einkommen verfügen und vor allem die bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit leisten. Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern werden fortgeschrieben oder sogar verschärft. Das Signal des Konjunkturpakets ist deutlich: Geschlechtergerechtigkeit und Care-Arbeit werden als nicht systemrelevant gesehen".
Wir freuen uns über Diskussionsbeiträge, Rückmeldungen und Kommentare.
#SHEChangesClimate Kampagne zur COP26
SHEChangesClimate wurde mit dem Ziel gegründet, Vielfalt und Inklusivität, Transparenz und Verantwortlichkeit in die COP-Verhandlungen zum Klimawandel zu bringen. Als die Kampagne ursprünglich im November 2020 begann, gab es nur 15% Frauen, die im britischen COP26-Führungsteam identifiziert werden konnten. Dies hat gezeigt, dass es dringend notwendig ist, die Zusammensetzung der Delegationen anzusprechen und klare Ziele und einen internationalen Standard für alle zukünftigen COPs festzulegen, beginnend mit der COP26.
Derzeit liegt der Fokus darauf, dass die COP26 in ihrem Führungsteam in Großbritannien eine 50:50 Aufteilung von Männern und Frauen in all ihrer Diversität erreicht, aber die globale Mission ist es, sicherzustellen, dass alle Delegationen in ihren Führungsebenen mindestens zu 50% von diversen Frauen repräsentiert werden.
Klimawandel und Geschlechterverhältnisse - neuer Wissenschaftlerinnen-Rundbrief der FU
Der aktuelle Rundbrief (2/2019) der Zentralen Frauenbeauftragten der Freien Universität Berlin befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Gender und Klima. Sybille Bauriedel berichtet über Klimawandel, Migration und Geschlechterverhältnisse, Martin Voss fragt, ob Klimakatastrophen ein Geschlecht haben und Götz Kaufmann ob Klimawandel reine Männersache sei. Weiterhin gibt es ein Interview mit Jungaktivistinnen und einen Bericht von Ulrike Röhr über das Netzwerk GenderCC und die Ergebnisse des Forschungsprojektes zu den Interdependenten Genderaspekten der Klimapolitik. Der Rundbrief kann als PDF heruntergeladen werden.
Klimawandel verstärkt Gewalt gegen Frauen
Geschlechtsspezifische Gewalt ist allgegenwärtig, und es gibt klare Belege, dass der Klimawandel hier verstärkend wirkt. Das belegt ein Bericht der Weltnaturschutzunion (IUCN) und benennt als Grund, dass bei der Bekämpfung der Umweltzerstörung die Ungleichheit der Geschlechter und die Auswirkungen auf Frauen und Mädchen nicht berücksichtigt werden. Als Folge steigt die Verschwendung von Ressourcen und Versuche, die Umweltzerstörung zu beheben und sich an den Klimawandel anzupassen, scheitern, insbesondere in ärmeren Ländern. Die studie kann hier herungergeladen werden.
Klimaktivist*innen: Jung, weiblich, verhasst?
Fridays for Future sind auch nach einem Jahr Freitagsdemonstrationen noch überall präsent, und es sind vor allem junge Frauen, die das Bild der Bewegung prägen. Das gilt nicht nur für die bekannten Sprecherinnen, sondern offenbar auch für die Mehrheit derer, die weltweit für den Klimaschutz demonstrieren. Die TU Chemnitz hat die geschlechtliche Zusammensetzung der Bewegung untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass „je jünger die Befragten waren, desto mehr weibliche Demonstrantinnen waren darunter“. Marlene Halser hat in einem Artikel sieben Thesen dazu aufgestellt, warum das so ist. Diese reichen von „Umweltschutz interessiert einfach mehr Frauen als Männer“, über die Vorbildfunktion junger Frauen in der Bewegung, die andere Frauen motivieren, bis hin zu „Medien berichten gerne über weibliche Heldinnen“. Das ruft aber leider auch die Antifeministen auf den Plan, wie ein Bericht der ARD zeigt. Mehr dazu in unserem aktuellen Newsletter.
Wann, wenn nicht jetzt UND Wie, wenn nicht (geschlechter)gerecht
Am 15. November 2018 veröffentlicht die Klima-Allianz ein Positionspapier, das zum Maßnahmenprogramm 2030 des Klimaschutzplans der Bundesregierung Stellung bezieht und das sie gemeinsam mit 60 zivilgesellschaftlichen Organisationen verfasst hat. Wir von genanet haben uns dafür eingesetzt, dass dabei auch Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt wird. Am liebsten hätten wir sie als Querschnittsthema gesehen, aber als erster Schritt - es ist das erste Papier der Klima-Allianz, dss sich dezidiert auch für eine geschlechtergerechte Klimapolitik einsetzt - sind wird stolz, dass wir dazu beitragen konnten, dass es zumindest ein eigenes Kapitel gibt. Ganz am Ende des Papiers, aber wir wissen ja: das Beste kommt immer zum Schluss.
"Klimaschutzplan der Bundesregierung sieht erstmals Treibhausgas-Reduktionsziele für die einzelnen Handlungsfelder Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Industrie und Gebäude bis zum Jahr 2030 vor. Die Ministerien sollen bis Ende dieses Jahres Maßnahmen vorlegen, die aufzeigen, wie diese Ziele konkret erreicht werden können. Eine Verabschiedung der Maßnahmen im Kabinett ist für Frühjahr 2019 geplant und soll anschließend rechtliche Verbindlichkeit erhalten.
Der Koalitionsvertrag 2018 sieht ein Gesetz vor, das die Einhaltung der Klimaschutzziele 2030 und eine Umsetzung der Sektorziele gewährleistet. Die kommenden anderthalb Jahre sind somit das entscheidende politische Zeitfenster für die zukünftige Ausrichtung der deutschen Klima- und Energiepolitik"* - und das gilt auch und vor allem für eine geschlechtergerechte Klimapolitik.
*zusammengefasst aus der Pressemitteilung der Klima-Allianz vom 15.11.2018
Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik
„Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen Klimapolitik“ soll in einem neuen Vorhaben beforscht werden, das in einem Konsortium aus Wuppertal Institut, GenderCC – Women for Climate Justice und Institut für sozial-ökologische Forschung durchgeführt und im Rahmen des Umweltforschungsplans (neu: Ressortforschungsplan des BMUB und UBA) finanziert wird.
In drei Arbeitspaketen (plus einem vierten zur Berichterstattung) sollen
- Der Mehrwert der Geschlechterperspektive für den Klimaschutz und Klimaanpassung untersucht und aus den internationalen Klimaabkommen abgeleitete Handlungsempfehlungen vor allem für den nationalen Rahmen erarbeitet werden.
- Analysiert werden, ob und in welchem Ausmaß eine geschlechtergerechte Gestaltung Einfluss auf die Verringerung von CO2-Emissionen und die Auswahl verbesserter Anpassungsmaßnahmen hat bzw. wie sie zu einer besseren strategischen, nationalen und internationalen Klimapolitik führen kann. Umgekehrt soll auch dargelegt werden, inwieweit eine geeignete Ausgestaltung klimapolitischer Maßnahmen zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen kann.
- Eine konzeptionelle Weiterentwicklung und Aktualisierung des Instrumentes Gender Impact Assessment (GIA) als gleichstellungsorientierte Folgenabschätzung auf Basis der genannten Analysen und Diskurse erfolgen. Der Einsatz von GIA soll politischen und programmatisch-konzeptionellen Entscheidungsträger*innen ermöglichen, die geschlechtsspezifischen Folgen von Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen abzuschätzen, um intendierte positive Folgen zu verstärken und nicht-intendierte, negative Folgen zu vermeiden.
- Weiterhin geht es darum, den Bedarf an geschlechtsdisaggregierten und intersektionalen Daten für weitergehende Genderanalysen zu ermitteln sowie Vorschläge für Methoden zur Datenerhebung und der Verstetigung der Datenerhebung zu entwickeln.
Das Projekt hat am 1.11.2016 begonnen und endete am 30.11.2019. Der Endbericht sowie die Ergebnisse aus dem ersten Arbeitspaket wurden vom Umweltbundesamt veröffentlicht. Weitere Informationen auf der Projektseite.
Netzwerke
- GenderCC – Women for Climate Justice: Das von LIFE e.V./genanet mit gegründete globale Netzwerk von Frauen und GenderexpertInnen hat seine Arbeit bei der COP9 in Mailand aufgenommen und sich seither laufend vergrößert. Das Netzwerk zielt einerseits darauf ab, Gender Mainstreaming in den UNFCCC-Verhandlungen und in nationalen Klimaschutzdebatten zu stärken, die effektive Einbindung von Frauenorganisationen und GenderexpertInnen in die Verhandlungen zu fördern, das Bewusstsein über die Zusammenhänge von Gender & Klimaschutz zu schärfen und entsprechende Informationen bereit zu stellen, sowie Positionen zur Klimaschatzpolitik zu entwickeln. Andererseits führt es Projekte durch, die Frauen bei regionalen und lokalen Klimaschutz-/Klimaanpassungsprojekten unterstützen.
- UNFCCC Women & Gender Constituency ist der Zusammenschluss von Organisationen, die zu Gender und Klima im UNFCCC-Prozess aktiv und als Beobachterorganisationen akkreditiert sind. Auf der Plattform wird über die Aktivitäten bei den Klimaverhandlungen berichtet, ebenso finden Sie dort eine Auflistung aller Organisationen und Netzwerken, die in der Constituency aktiv sind (weshalb wir hier auf deren Vorstellung verzichten).
Ausgewählte Publikationen
- Mit Gender zu einer ambitionierteren Klimapolitik (2019)
Kurzfassung der Handlungsempfehlungen aus dem Forschungprojekt Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik (siehe Projektseite). - Feminist Green New Deal Coalition & Data for Progress: Building Narratives for a Caring Green Economy (2021)
Dieser Bericht basiert auf einer Bevölkerungsbefragung in den USA. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten überzeugt ist, dass Fürsorge im Mittelpunkt der Klima-, Arbeits- und Infrastrukturpolitik stehen sollte. 69 % aller Befragten stimmen zu, dass grüne Arbeitsplätze alle Arbeitsplätze sind, die mit dem Wohlergehen der Menschen und des Planeten zu tun haben und das schließt die Pflege-/Care-Arbeit ein. Auch zeigen die Ergebnisse, dass die Menschen sich mutige Wirtschaftsinvestitionen wünschen, bei denen die Sorge um die Menschen und den Planeten im Mittelpunkt steht. - EEB & WECF: Warum der Europäische Green Deal Ökofeminismus braucht (2021)
Dieser Bericht zeigt die geschlechtsspezifischen Defizite und Chancen des Europäischen Green Deals auf, dem Flaggschiff der EU. Er belegt, dass Geschlechterfragen, obwohl sie die Umweltpolitik beeinflussen und umgekehrt, nicht in den Europäischen Green Deal integriert wurden. Die Publikation gibt Empfehlungen für den Weg von einer geschlechterblinden zu einer geschlechtertransformativen Umweltpolitik. Dazu gehören intersektionale und geschlechtergerechte Umweltziele, der Übergang zu einer feministischen Ökonomie des Gemeinwohls und der Fürsorge sowie die Sicherstellung der Anwendung von Gender-Mainstreaming-Strategien in der Umweltpolitik. - Gabriele Winker: Solidarische Care-Ökonomie. Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima (2021)
Gabriele Winker stellt in ihrem Buch einen Zusammenhang her zwischen der Überbeanspruchung derjenigen, die Sorgearbeit übernehmen und der Überbeanspruchung der Ökosysteme und ihrer Stoffkreisläufe, auf denen alles Leben beruht. Diese Probleme seien in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht lösbar, weshalb profitorientiertes Wirtschaften radikal eingeschränkt werden muss zugunsten einer Care-Ökonomie, die sich an gelingenden Sorgebeziehungen und der Belastbarkeit der Ökosysteme orientiert. Das Konzept der Care Revolution eröffne den Weg in eine Gesellschaft, die von Sorge und Solidarität statt von Konkurrenz und Ausgrenzung geprägt ist. - Annika Kronsell und Gunnhildur Magnusdottir: Gender, Intersectionality and Climate Institutions in Industrialised States (2021)
Der Sammelband untersucht wie Klimainstitutionen in Industrieländern daran arbeiten, die Anerkennung sozialer Unterschiede zu fördern und dieses Verständnis in die Klimapolitik zu integrieren.
Mit Beiträgen einer Reihe von Expert*innen auf dem Gebiet untersucht dieser Band die Politikgestaltung in Klimainstitutionen aus der Perspektive der Macht, wie sie sich auf das Geschlecht bezieht. Er betrachtet auch andere sich überschneidende soziale Faktoren auf verschiedenen Ebenen der Governance, von der globalen bis zur lokalen Ebene und bis in klimarelevante Sektoren hinein. Die Autor*innen argumentieren, dass ein Fokus auf Klima-Institutionen wichtig ist, da diese nicht nur Strategien und Politiken entwickeln, sondern auch Machtverhältnisse (re)produzieren, bestimmte Normen und Werte fördern und Ressourcen verteilen. Die Kapitel greifen durchgehend auf Beispiele aus verschiedenen Institutionen zurück, darunter nationale Ministerien, Verkehrs- und Abfallwirtschaftsbehörden und lokale Behörden sowie die Europäische Union und das UNFCCC-Regime. Insgesamt zeigt das Buch, wie feministisch-institutionalistische Theorie und Intersektionalitätsansätze zu einem besseren Verständnis von Machtverhältnissen und sozialen Unterschieden in der Klimapolitik und in klimarelevanten Sektoren in Industriestaaten beitragen können. Dabei beleuchtet es die Herausforderungen von Pfadabhängigkeiten, zeigt aber auch Chancen für die Förderung von Geschlechtergleichheit, Gleichberechtigung und sozialer Gerechtigkeit auf.
Das englischsprachige Buch ist im open access bei Routledge erhältlich, gedruckt erscheint es am 17. Juni 2021. - Meike Spitzner, Diana Hummel, Immanuel Stieß, Gotelind Alber, Ulrike Röhr / Umweltbundesamt (2020)
Der Endbericht des Forschungsprojektes zu den Interdependenten Genderaspekten der Klimapolitik ist im Frühjahr 2020 erschienen. Er enthält neben Zusammenfassungen der Ergebnisse der einzelnen Arbeitspakete die im Projekt entwickelte Handreichung zum Gender Impact Assessment für den Klimaschutz sowie Politikempfehlungen für eine gendergerechte Klimapolitik. Heruntergeladen werden kann der Bericht hier. - Ulrike Röhr, Gotelind Alber, Lisa Göldner / Hg. Umweltbundesamt (2018)
Der erste Zwischenbericht des Forschungsprojektes zu Interdependenten Genderaspekten der Klimapolitik enthält die Ergebnisse des Literaturreviews zu Gender und Klima in Industrieländern, erläutert, wie Entscheidungen zu Gender auf UN-Ebene - und hier vor allem bei den Klimaverhanldungen (UNFCCC) - auf nationaler Ebene umgesetzt werden sollten und stellt die Systematik für eine Portfolioanalyse klimapolitischer Maßnahmen vor. Der Bericht kann hier heruntergeladen werden. - Ulrike Röhr und Ines Weller (2017): Geschlechtergerechte Klimapolititk. Conditio sine qua non
In der 150. Ausgabe von politische ökologie, die zugleich die Jubiläumsausgabe zum 30-jährigen Bestehen der Zeitschrift ist, werden 30 zukunftsfähige Projekte vorgestellt, die zur Nachahmung anstiften. Darunter ist auch ein Artikel von Ulrike Röhr und Ines Weller über das Projekt GenderNETCLIM - Kompetenznetzwerk Chancengerechtigkeit im Klimawandel und über die geschlechtergerechte Gestaltung von Klimapolitik. Der Artikel ist hier als PDF verfügbar.
- Ines Weller, Ulrike Röhr, Karin Fischer, Melanie Böckmann, Nanna Birk (2016): Chancengerechtigkeit im Klimawandel.
Mit der Handreichung sollen Akteur*innen aus den Feldern Klimawandel und Chancengerechtigkeit Impulse zur Verknüpfung von Klima und Gender gegeben werden. Dazu werden zunächst die Hauptergebnisse des Projektes in Form von zwölf »Kernbotschaften « vorgestellt und erläutert. Die Kernbotschaften basieren zum einen auf Erkenntnissen der Geschlechterforschung über die Beziehungen zwischen Gender und Klimawandel. Zum anderen fassen sie Ergebnisse von Wissenschafts-Praxis-Dialogen zusammen, die in zwei Regionen mit Akteur*innen aus den Bereichen Klima und Gleichstellung durchgeführt wurden. Weiterhin werden zu ausgewählten Handlungsfeldern im Kontext Klimaschutz und Klimaanpassung beispielhaft Leitfragen und Praxisbeispiele vorgestellt, die zur Verknüpfung von Klima und Gender anregen sollen. Download der Handreichung - Gotelind Alber und Kate Cahoon (2016): Urbanization and global environmental change: from a gender and equity perspective
Gotelind Alber und Kate Cahoon von GenderCC – Women for Climate Justice e.V. haben einen spannendes Kapitel zur Genderperspektive auf Urbanisierung und globale Umweltveränderungen zum frisch erschienenen „The Routledge Handbook of Urbanization and Global Environmental Change“, das von Karen C. Seto, William D. Solecki und Corrie A. Griffith herausgegeben wurde, beigetragen. Darin stellen erläutern sie die Zusammenhänge von Klimawandel, Geschlechterverhältnissen und Urbanisierung und zeigen auf, wie sozial und geschlechtergerechte urbane Klimapolitik gestaltet werden kann.
Weitere Informationen - Martin Hultmann: Green Men? Exploring Industrial-, Ecological-, and Ecomodern Masculinity
Lange drehten sich wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit und politische Debatten über Gender und Klimawandel um die unterschiedliche Betroffenheit von Frauen, um unterschiedliche Konsum- und Mobilitätsgewohnheiten von Frauen und um unterschiedliche Präferenzen und Bedürfnisse von Frauen. Lange Zeit mangelte es an einer intensiven Auseinadersetzung mit Männern und hegemonialen Männlichkeitsbildern in diesem Kontext.
Nun endlich gibt es erste Schritte dem nachzukommen. Ein Beispiel ist Martin Hultmann. Er forscht zum Thema Maskulinität und Klimawandel und geht damit erste Schritte, die klaffende Lücke in der Forschungslandschaft zu Gender und Klimawandel zu schließen.
Sein Artikel „Green Men? Exploring Industrial-, Ecological-, and Ecomodern Masculinity” in dem er drei unterschiedliche Konzepte von Maskulinität untersucht und beschreibt, ist hier verfügbar. - Lucy McAllister, Amanda Magee und Benjamin Hale (2014): Frauen, Elektroschrott und technische Lösungen für den Klimawandel
In der aktuellen klimapolitischen Debatte spielen technische Lösungen wie die Erneuerbaren Energien, Geo-Engineering und Anpassungs-Technologien eine besonders wichtige Rolle.
Laut dem Artikel von McAllister et al. mit dem Originaltitel "Women, E-Waste and Technical Solutions to Climate Change" gibt es jedoch keinen Grund zu Euphorie. So sei zu befürchten, dass die technischen Lösungen für den Klimawandel negative Auswirkungen für Menschen und Natur nach sich ziehen. Wie alle Technologien verursachen auch diejenigen, die als Antwort auf den Klimawandel gesehen werden, Unmengen an Elektroschrott. Und bereits heute werden 50-80% des weltweit anfallenden Elektroschrotts in Länder des Globalen Südens geschifft, wo sie zu eine großen Gefahr für Menschen und Umwelt werden. Die Autor_innen des Artikels argumentieren, dass die toxischen Stoffe, die in Elektroschrott enthalten sind, sich insbesondere negativ auf die Gesundheit von Frauen und Kinder auswirken. In Ländern in denen viele arme Menschen mit dem Sammeln und Sortieren von Abfall ihren Lebensunterhalt bestreiten, sind es außerdem Frauen und Kinder, denen die niedrigsten Arbeiten auf den Müllhalden zugewiesen werden.
Die Autor_innen kommen folglich zu dem Schluss, dass technische Lösungen für den Klimawandel geopolitische Ungleichgewichte und soziale Ungleichheiten wie Geschlechterungerechtigkeiten weiter verschärfen könnten.
Der Artikel ist hier auf Englisch verfügbar. - Sibylle Bauriedl (2014): Geschlechter im Klimawandel. Soziale Differenzierung in der Anpassungsforschung.
Die Ausgabe 1/2014 der "GAiA - Ökologische Perspektiven für Wissenschaft und Gesellschaft" befasst sich mit dem Klimawandel. Darin auch ein Beitrag von Sybille Bauriedl, die dafür plädiert, die zentralen Machtachsen von Ungleichheit verschränkt in den Blick zu nehmen. "Auf dieser Basis lässt sich beantworten, wer die Macht hat, Probleme, Prioritäten und Lösungen des Klimawandels zu identifizieren und umzusetzen (...). Und es lässt sich erkennen, inwieweit rollenkonforme Geschlechterverhältnisse Klimavulnerabilität verstärken und inwieweit Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit auch durch die Klimaforschung reproduziert werden."
Inhaltsverzeichnis und Bestellmöglichkeit - Karin Fischer, Ines Weller (2013): Roadmap Geschlechtergerechtigkeit.
Die sektorale Roadmap für das Handlungsfeld ‚Geschlechtergerechtigkeit’ gibt Empfehlungen und zeigt Handlungsoptionen auf, die zu einer klimaangepassten und resilienten Entwicklung in der Metropolregion Bremen-Oldenburg beitragen. Sie ist in einer gekürzten Form Teil derVISION 2050 für einen klimaangepassten und resilienten Raum der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten, die im Rahmen des Forschungsverbundes KLIMZUG erstellt wurde, die als einzige der in dem Verbundprojekt erstellten Visionen ein Kapitel zu Geschlechtergerechtigkeit enthält. Eine geschlechtergerechte Klimaschutz- und Klimaanpassungspolitik ist Grundlage einer wirksamen Klimapolitik. Vor allem im Bereich Anpassung betreten die BremerInnen damit wirklich Neuland. - EIGE- European Institute for Gender Equality (2012): Gender und Klima.
Bei der von LIFE e.V./genanet gemeinsam mit der belgischen Organisation Milieu Ltd im Auftrag von EIGE durchgeführten Studie ging es darum, die Umsetzung des Kapitel K "Frauen und Umwelt" der Aktionsplattform der 4. Weltfrauenkonferenz in den 27 EU-Mitgliedsstaaten zu untersuchen. Eingeschränkt wurde das Umweltthema auf den Bereich Klimaschutz, und hier den Sektorpolitiken Energie und Transport. In der Studie wird der Stand der Forschung zu Gender und Klima / Energie / Transport vorgestellt. Ein wesentlicher Schwerpunkt lag auf der Enthebung von Daten und der Entwicklung von Indikatoren zur Beteiligung von Frauen an Entscheidungspositionen und in den für Klimapolitik relevanten Studiengängen in den Mitgliedsstaaten. Eine Kurzfassung der Studie mit den wichtigsten Ergebnissen ist in Deutsch, Englisch, Dänisch und Französisch erhältlich.
Weitere Informationen hierzu finden Sie auf der Unterseite zur EIGE-Studie. - Ulrike Röhr, Meike Spitzner, Elisabeth Stiefel und Uta v. Winterfeld (2008): Geschlechtergerechtigkeit als Basis für nachhaltige Klimapolitik. Feministisches Hintergrundpapier.
Das feministische Hintergrundpapier wurde gemeinsam von genanet und der AG Frauen im Forum Umwelt & Entwicklung erstellt. Es stellt einen ersten Versuch dar, die Debatten über Klimagerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit anzuregen und fundierter zu führen. Das Papier befasst sich im ersten Teil mit der Frage der Definition von Gerechtigkeit, im zweiten Teil mit den ökonomischen Theorien aus feministischer Perspektive und schließlich mit den androzentrischen Grundlagen von Planung und gesellschaftlicher Gestaltung. Es ist auf Deutsch und Englisch erhältlich.