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Gender & Mobilität

Der Bereich Verkehr und Mobilität war einer der ersten Umweltbereiche der aus der Frauen- und Geschlechterperspektive untersucht wurde. Nicht zuletzt deshalb gibt es hier eine Vielzahl an Veröffentlichungen und Daten – wenn auch zumeist mit Fokus auf Unterschiede zwischen den Geschlechtern, denn Frauen und Männer sind unterschiedlich mobil. Sie haben unterschiedliche Bedürfnisse und Gewohnheiten im Mobilitätsbereich und finden im Verkehrssektor unterschiedlich Gehör. Der Verkehrsbereich ist aber nicht nur durch das geschlechtliche Ungleichgewicht geprägt, sondern gleichzeitig von Androzentrismus, d.h. die den Planungen und Entscheidungen zugrunde liegenden Werte und Normen orientieren sich deutlich und unhinterfragt an dem dominierenden und machtvollen Teil der Bevölkerung. Zukunftsorientierte Infrastrukturpolitik und Verkehrsplanung müssen sich an den Konzepten der Nachhaltigkeit, der Vorsorge und der sozialen Gerechtigkeit orientieren.

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Unsere Mobilitätsmöglichkeiten und die Erreichbarkeit von Zielen im Erwerbsalltag, im Versorgungsalltag oder in der Freizeit sind wesentlich für die soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die Verkehrsplanung und Stadtentwicklung jedoch ist häufig am (männlichen) Arbeitsplatzpendler ausgerichtet. Mobilitätsbedürfnisse werden immer noch von einem marktorientierten – und somit der Notwendigkeit des Pendelns zwischen Wohnen und Arbeit - Wohlstandmodell abgeleitet. Genderaspekte werden dort nur unzureichend berücksichtigt gleichzeitig jedoch sind Geschlechterdifferenzen empirisch feststellbar, ist Androzentrismus in der Verkehrsplanung deutlich erkennbar (siehe dazu vor allem Publikationen von Meike Spitzner).

 

Die Mobilitätsbedürfnisse einer Person richten sich nach der jeweiligen Lebenssituation mit den entsprechenden Alltagsanforderungen. Frauen sind auch heute noch deutlich stärker als Männer für die Reproduktionsarbeit zuständig, was sich auch in den Mobilitätsmustern und der Verkehrsmittelwahl niederschlägt. Männer sind im Durchschnitt länger unterwegs und legen größere Strecken zurück. Dabei verfolgen sie meist einen klaren Hauptwegezweck, den Weg zur Arbeit. Frauen legen kürzere Wege zurück, dafür aber öfter und kombinieren unterschiedliche Ziele und Gründe für ihr Unterwegs-Sein. Grund für diese „Wegeketten“ ist, dass Frauen im Alltag oft Wege zur eigenen Erwerbsarbeit, zum Zweck der Sorge- und Versorgungsarbeit und die Zeitsysteme/Abhängigkeiten von betreuenden Menschen miteinander verknüpfen bzw. koordinieren müssen. Dies führt zu einem komplexen räumlichen Mobilitätsmuster/verhalten.

 

Auch bei der Wahl der Verkehrsmittel spielen Genderaspekte eine zentrale Rolle. Während Männer öfter das Auto nutzen, sind Frauen öfter zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln – und somit umweltfreundlicher – unterwegs. Gründe dafür liegen in Einkommensunterschieden und Umweltschutzpräferenzen, aber auch darin, dass das Auto und das Wissen über Autos, in der geschlechtlichen Identität von Männern einen wichtigen Bestandteil einnimmt (wie auch in dem Buch über die US-amerikanische Automobilkultur nachzulesen ist - siehe unter Publikationen). Das Mobilitätsverhalten, das mit Maskulinität assoziiert wird – eigenes Auto, viele PS bzw. kW, schnelles Fahren etc. – ist ein Verkehrsverhalten, das mit den Zielen der Nachhaltigkeit unvereinbar ist. Das bestehende Verkehrssystem und die praktizierte Verkehrspolitik nehmen dies jedoch unhinterfragt als Grundlage für ihre Planungen.

 

Verkehrsplanung und Verkehrspolitik gehören zu den Sektoren, die deutlich männerdominiert sind, was u.a. dazu führt, dass Mobilitätszwecke im Zusammenhang mit unbezahlter Care-Arbeit nicht gleichwertig berücksichtigen werden wie Erwerbsarbeitsmobilitätszwecke. Dazu muss die Kombinierbarkeit von Wegen, gute Querverbindungen des ÖPNV sowie Barrierefreiheit und Erreichbarkeit ohne eigenes Auto in den Mittelpunkt gerückt werden. Auch das Thema Sicherheit muss verstärkt berücksichtigt werden, da Frauen Wege und Verkehrsmittel auch nach der Sicherheit vor Übergriffen auswählen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist, neben der Beteiligung von allen relevanten Personengruppen an Verkehrsplanung und -entscheidung, auch die Erhebung entsprechender (genderdisaggregierter) Daten (weiterführende Informationen dazu unter Publikationen).
Infrastrukturvorhaben und Verkehrsplanung müssen sich an den Konzepten der Nachhaltigkeit und der sozialen Gerechtigkeit orientieren. Verkehrsvermeidung, Emissionsminderung, soziale Gebrauchsfähigkeit und Akzeptanz sind beispielhafte Leitziele für eine zukunftsfähige Mobilität.

 

„Geschlechtergerechtigkeit im Verkehrs- und Mobilitätsbereich kann nur erreicht werden, wenn Menschen mit ihren sozialen Geschlechtern von Planenden und Entscheidungsverantwortlichen wahrgenommen werden, deren unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche – ohne dabei geschlechtsspezifische Zuschreibungen zu zementieren! – (…) benannt sind und wenn im gesamten Verkehrs- und Mobilitätsbereich adäquat darauf eingegangen wird. Es geht darum strukturelle Dominanzen abzubauen, Macht und Privilegien abzugeben, und zwar nicht nur an Frauen, sondern an alle Menschen, deren Lebensmodell nicht der „männlichen normalen Lebensführung“ entspricht.“ (VCÖ 2009: Gender Gap im Verkehrs- und Mobilitätsbereich – Hintergrundbericht, S.23)

Wie geschlechterneutral sind Elektroautos?

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wurde mit der Soziologin Dr. Andrea Wolffram eine Professur zur Erforschung der Einflüsse von Geschlechterrollen auf moderne Technologieentwicklung, insbesondere in Bezug auf Nutzung von Elektromobilität besetzt. Die „Marianne-Schminder-Gastprofessur für Geschlechterforschung“ ist auf zwei Jahre angelegt und fördert Wissenschaftlerinnen, die sich neben ihrem eigentlichen Forschungsschwerpunkt der Genderforschung widmen. Weitere Informationen.

„Technik ist nicht neutral“, so Gastprofessorin Dr. Wolffram bei ihrer Antrittsvorlesung. „Schon immer sind gesellschaftlich definierte Geschlechterrollen ein zentraler Faktor sozialer Ungleichheiten bei technologischen Entwicklungen gewesen. (...) Bis heute gelten vor allem die PS-starken Versionen als männlich. Im Gegensatz dazu wurde der Wandel hin zum Elektroauto in den Medien zunächst hauptsächlich durch Mobilitätsmotive und -bedürfnisse beworben, die mit Frauen assoziiert werden. Jüngste Entwicklungen in der Elektromobilität ermöglichen nun aber wieder die Verknüpfung von Männlichkeit mit dem Auto als Abenteuermaschine.“

 


Die männliche Stadt

In einem sehr lesenswerten Artikel des ZEIT-ONLINE-Mobilitäts-Schwerpunktes „Wenn möglich, bitte wenden", wird beschrieben, dass viele Städte nach dem 2. Weltkrieg von Männern für ihre Bedürfnisse gebaut wurden: Hauptsache effizient zur Arbeit. Pech für alle, die nicht mit dem Auto unterwegs sind. Der Artikel sucht nach den Gründen, beschreibt die Wirkungen dieser verfehlten Verkehrspolitik und zeigt anhand einiger Beispiele auf, wie es anders gehen könnte. Bitte wenden! Es ist möglich.

 


Ausgewählte Publikationen

  • Achieving climate objectives in transport policy by including women and challenging gender norms – the Swedish case
    Von Annica Kronsell, Lena Smidfelt Rosqvist und Lena Winslott Hiselius (2015)
    Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie Frauen den Verkehrssektor nachhaltiger gestalten können. Ausgehend vom Beispiel Schweden wird gezeigt, dass Frauen nach wie vor umweltfreundlicher mobil sind als Männer und höhere Ansprüche an die Nachhaltigkeit des Transportsektors haben. Die Autorinnen heben hervor, dass Frauen wichtige Multiplikatorinnen sind, wenn es darum geht den Transportsektor nachhaltiger zu gestalten und die Ausrichtungen an der männlichen Norm in diesem Sektor zu durchbrechen. Es werden konkrete politische Maßnahmen vorgestellt, wie die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen an Entscheidungen im Mobilitätsbereich gestärkt und unterschiedliche Mobilitätsgewohnheiten und –bedürfnisse besser Berücksichtigung finden können.
    Der Artikel ist hier verfügbar.
  • Genderdifferenzierte Datenerhebung als Grundlage für eine zukunftsorientierte Verkehrsplanung
    Die Abschlussbroschüre des Verbundprojektes Care, Gender und Green Economy (CaGE), das 2013/2014 von genanet in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin und der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführt wurde, enthält den Beitrag Systematische Wissensproduktion: Datenbedarf von Meike Spitzner vom Wuppertal Institut. Darin betont sie anhand der Mobilitätsforschung die Notwendigkeit der Erhebung genderdifferenzierter Daten Das sind "Daten, die aussagefähig sind in Bezug auf genderhierarchische gesellschaftliche Verhältnisse, Bedingungen und Strukturierungen sowie Daten zu treibenden Kräften, die die Erneuerung solcher Strukturierungen in modernen Gewändern (…) bzw. deren Überwindung zugunsten nachhaltig geschlechter-unhierarchischer gesellschaftlicher Bedingungen und Entwicklung (…) abzubilden in der Lage sind."
    Die CaGE-Abschlussbroschüre mit dem Beitrag von Meike Spitzner kann hier heruntergeladen werden.
  • Kultur und Geschlecht der US-amerikanischen Mobilität
    Die Autorinnen Catherine Lutz und Anne Lutz Fernandez greifen mit ihrem 2010 erschienenen Buch "Carjacked. The Culture of the Automobile and Its Effect on Our Lives" die US-amerikanische Automobilkultur an. Hierbei blicken sie auch auf die geschlechtlichen Komponenten des Mobilitätsverhaltens und der "Autoideologie" – so nennen sie das Phänomen, dass immer mehr US-Bürger_innen immer größere und leistungsstärkere Autos besitzen.
    Die beiden Autorinnen assistieren den US-Amerikaner_innen eine ganz besondere Liebe zum Auto, die nicht allein durch Bequemlichkeit zu begründen sei. Welcher Autotyp gefahren wird und für welche Wege er genutzt werden, ist auch eng mit der Vorstellung davon verknüpft, für welchen Typ Mann oder Frau die US-Amerikaner_innen sich halten. Männlichkeit kann durch hohe gefahrene Kilometerzahlen und durch Wissen über Motoren und Automarken demonstriert werden und Weiblichkeit über das scheinbar mühelose Chauffieren von Kindern zur Schule und Freizeitaktivitäten. Auszüge aus dem Buch Carjacked. The Culture of the Automobile and Its Effect on Our Lives finden sich auf deutscher Übersetzung auf der Seite der Zeitschrift Luxemburg.
  • Gender Gap im Verkehrs- und Mobilitätsbereich
    Der 2009 erschienene Hintergrundbericht Gender Gap im Verkehrs- und Mobilitätsbereich des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) bietet einen umfassenden Überblick zu den Geschlechterdifferenzen im Bereich des Verkehrs und zu geschlechterpolitischen Strategien für die Veränderung des Status quo.
  • Gender Mainstreaming und die politische Gestaltung der gesellschaftlichen Naturverhältnisse durch Verkehr. Alte und neue Herausforderungen an die deutsche Umweltpolitik
    Das immer noch aktuelle und hochinteressante Hintergrundpapier wurde von Meike Spitzner, Wuppertal Institut anlässlich des Kongresses Geschlechterverhältnisse, Umwelt und nachhaltige Entwicklung erarbeitet, die 2002 vom FrauenUmweltNetz (dem Vorgängerprojekt von genanet) in Vorbereitung auf den UN Worldsummit for Sustainable Development durchgeführt wurde.
    Das Hintergrundpapier kann hier heruntergeladen werden.
  • Spitzner, Meike; Weiler, Frank; Andi, Rahmah; Turner, Jeff (2007): Städtische Mobilität und Gender. Förderung des öffentlichen Regionalverkehrs im Großraum Jakarta. Fokus Entwicklungspolitik - Positionen der KfW Entwicklungsbank zu entwicklungspolitischen Themen, August 2007. Frankfurt a.M.
    Hier online verfügbar.
  • Spitzner, Meike; Turner, Jeff; Hamilton, Kerry (2006): Women and transport. Study; Europäisches Parlament.
    Hier online verfügbar.
  • Spitzner, Meike (2004): Netzgebundene Infrastruktursysteme unter Veränderungsdruck - Genderanalyse am Beispiel Öffentlicher Personennahverkehr. Untersuchung i.A. des Verbundforschungsprojekts "Sozial-ökologische Regulation netzgebundener Infrastruktursysteme (netWORKS)". netWORKS-Papers Nr. 13. Berlin: Deutsches Institut für Urbanistik.
    Hier online verfügbar.
  • Spitzner, Meike; Beik, Ute (1995): Reproduktionsarbeits-Mobilität. Theoretische und empirische Erfassung, Dynamik ihrer Entwicklung und Analyse ökologischer Dimensionen und Handlungsstrategien. In: Spitzner, Meike; Hesse, Markus; Holzapfel, Helmut (Hg.) (1999): Entwicklung der Arbeits- und Freizeitmobilität - Rahmenbedingungen von Mobilität in Stadtregionen. Forschungsberichte Ökologisch verträgliche Mobilität Bd.5. Wuppertal.
    Hier online verfügbar.
  • "Wie ich fahre, so plane ich."
    VCÖ-Magazin widmet sich in einer Ausgabe den Themen Gender und Verkehr.
    Die erste Ausgabe des Magazins des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) von 2009 dreht sich rund um das Thema Gender und Verkehr. Berichte über Österreichs ersten Gender Mainstreaming Bezirk und die Wichtigkeit des Fahrrads für das Zeitsparen von Frauen in Asien und Afrika stehen neben Interviews mit Sibylla Zech, Geschäftsführerin des Planungsbüros stadtland, oder mit Brigitte Jilka, Stadtbaudirektorin von Wien, über die unterschiedlichen Zugänge von Frauen und Männern zur Verkehrsplanung und die Bedeutung von Beteiligungsprozessen.

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