Internationaler Workshop zu Gender und Green Economy
Der Workshop hatte das Ziel, die von uns mit deutschen Frauenverbänden geführten Diskussionen über eine geschlechtergerechte Green Economy auf internationaler Ebene weiterzuführen. Ein weiteres Anliegen war es herauszufinden, ob Frauenverbände oder feministische Ökonominnen in anderen Teilen der Welt vielleicht schon einen Schritt weiter sind und konkretere Vorschlage haben, wie Care mit der Green Economy ganz praktisch verbunden und dies in Unternehmen praktiziert werden kann.
Internationaler Workshop: Nachhaltiges Wirtschaften und Grünes Wachstum - Wer (ver)sorgt?
Analysen, Erkenntnisse und Forderungen aus der Care Perspektive
Vor dem Hintergrund multipler Krisen werden die Konzepte des „Green New Deals“ sowie des „Grünen Wachstums“ als Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung propagiert und als Lösungsstrategien für die Bearbeitung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Krise präsentiert. Dabei führt Wirtschaftswachstum nicht zwangsläufig zu Nachhaltigkeit oder Befriedigung menschlicher Bedürfnisse oder gar Wohlstand. Frauennetzwerke und feministische Ökonominnen haben zu einem Wandel ökonomischer Betrachtungsweisen hin zu anderen Formen des Wirtschaftens aufgerufen. Solch ein Paradigmenwechsel benötigt sowohl eine Aufwertung und Wertschätzung von Natur als auch der (unbezahlten) Sorgearbeit von (überwiegend) Frauen, ohne jedoch in die Logik von Verwertung, Privatisierung und marktwirtschaftlichen Prinzipien zu verfallen.
Die Einbeziehung der Care Ökonomie in das Konzept des Nachhaltigen "Grünen" Wirtschaftens könnte als Antwort auf die Frage nach gerechter Wohlstandsverteilung und menschlicher Bedürfnisbefriedigung innerhalb ökologischer Grenzen dienen. Hinsichtlich Geschlechter- Wirtschafts- und Umweltgerechtigkeit haben Frauenorganisationen wiederholt auf die fehlende bzw. unzureichende Geschlechterperspektive in der Diskussion über Nachhaltige Entwicklung oder in der Debatte um die "Green Economy" hingewiesen. Im Rahmen eines internationalen Workshops Anfang 2013 wollen wir eine Debatte anstoßen, wie die Care Ökonomie und Green Economy zusammengebracht werden können. Dabei wollen wir mit Frauennetzwerken / zivilgesellschaftlichen Organisationen Ideen diskutieren und weiterentwickeln. Als Ausgangspunkt für die Diskussion und in Vorbereitung des Workshops stellen wir in einem Hintergrundpapier Analysen, Recherchen, Erkenntnisse und Forderungen von zivilgesellschaftlichen AkteurInnen zusammen. Besonderer Fokus liegt auf folgenden Fragen:
- Wie können die Prinzipien der Care Ökonomie im Konzept des Nachhaltigen Wirtschaftens verankert werden?
- Wie können soziale und wirtschaftliche Strukturen und Praxen verändert werden, um die ungleiche Verteilung der bezahlten und unbezahlten Care Arbeit zu beseitigen?
- Gibt es bereits Formen oder Alltagspraxen bei denen Care und Nachhaltiges Wirtschaften zusammengebracht werden – informell oder auf Unternehmensebene?
Feministische Forderungen an eine fürsorgende und nachhaltige Ökonomie
In Folge des von genanet organisierten Internationalen Workshops zu Care, Gender und Green Economy, der Anfang 2013 in Berlin stattfand, hat eine kleine Runde von internationalen Expertinnen das feministischen Positionspapier "A Caring and Sustainable Economy" erarbeitet, das von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegeben wurde.
Es erläutert unser gemeinsames Verständnis einer nachhaltigen Ökonomie, in der die Prinzipien des Vor- und Fürsorgens die Basis sind, und beschreibt notwendige Schritte in diese Richtung. Die Autorinnen verstehen ihr Papier als "Work in Progress" und rufen dazu auf, es zu nutzen, zu ergänzen, zu verändern und an die jeweiligen regionalen und lokalen Gegebenheiten anzupassen. Das Papier kann in Englisch und Spanisch heruntergeladen werden.
Die Ergebnisse des Internationalen Workshops wurden gemeinsam mit Beiträgen von Teilnehmerinnen aus verschiedenen Teilen der Welt in einer Dokumentation zusammengefasst. Einen Blick in das Inhaltsverzeichnis können Sie hier werfen.
Die Broschüre ist in Englisch erhältlich. Eine gedruckte Version können Sie bei uns bestellen.
Verfügbar sind außerdem das ausführliche Verzeichnis der verwendeten Literatur sowie Literaturempfehlungen und Visualisierungen zum Beitrag von Thalia Kidder "Rapid Care Analysis in Local Development Programmes".
Als Follow Up zum Internationalen Workshop hat die Friedrich Ebert Stiftung gemeinsam mit genanet in einem kleineren Expertinnenkreis ein Positionspapier erarbeitet, das in Englisch und Spanisch verfügbar ist und das inzwischen auf internationalen Konferenzen in unterschiedelichen Weltregionen diskutiert wurde. Ein weiteres Vernetzungstreffen findet im September 2015 statt.